Geschichte und Tradition

Im Rahmen der hessischen Verwaltungsreform schlossen sich am 31.12.1971 die ehemals selbständigen Gemeinden Oberndorf, Burgjoß und Pfaffenhausen auf freiwilliger Basis zur Gemeinde Jossatal zusammen. Diesem Gemeindegebilde wurde am 01.07.1974 noch die Gemeinde Lettgenbrunn zugeordnet, so dass damit die heutige Gemeinde Jossgrund entstand.

Der Jossgrund ist geschichtsträchtiges Gebiet, weshalb man diesen Namen sicher auch für die neue Gemeinde in Betracht zog. Das ehemalige Gericht Burgjoß setzte sich aus dem mittleren Jossgrund mit den Orten Burgjoß, Mernes, Oberndorf und Pfaffenhausen zusammen. Es ist durchaus möglich, dass es bereits in fränkischer Zeit entstand und als Schenkung an den Glaubensboten Willibrord kam, der im 7. Jahrhundert in Ostfranken wirkte. Da außerdem der Hauptort Burgjoß als "Jazaha" 850 in einem Fuldaer Güterverzeichnis erscheint, und der ganze nördliche Spessart der Linie Aura-Pfaffenhausen-Beilstein-Orb schon vor Pippin und Karl dem Großen an die Abtei Fulda geschenkt worden war, auch das ehemalige Ober(n)dorf von Burgjoß eine Martinskirche besaß, so dürfte auch das Gericht Burgjoß bereits zur Karolingerzeit vorhanden gewesen und in Fuldaer Besitz gekommen sein. Oberndorf findet als "Pfarrsitz mit Kirche" erstmals im Jahre 1444 urkundliche Erwähnung.

Die Burg an der Jossa, eine der ältesten im Spessart, war als Sitz des Gerichts Burgjoß jahrhundertlang der politische Mittelpunkt des mittleren Jossgrundes. Im Jahre 1176 belehnte Fulda die Familie von Jossa mit Burg und Gericht. Als sich die Herren von Jossa im 13. Jahrhundert an der Bergstraße ansiedelten, verkauften sie nach und nach ihre Besitzungen, so dass in den nachfolgenden Jahrhunderten Burg und Gericht mehrmals Besitzer bzw. Lehensmänner wechselten. Das Weistum zu Burgjoß von 1451 bezeichnet die Grafen von Hanau als oberste Herren des Gerichts und sagt, das "ander halbe teyl" gehöre den anderen Gerichtsherren, nämlich den Herren von Thüngen und von Hutten. Später scheinen die von Hutten das ganze Gericht in ihrer Hand vereinigt zu haben, denn im Jahre 1450 verkauften sie es mit anderen Besitzungen an Mainz, das es mit dem Bezirksamt Hausen vereinigte. Mit diesem kam es 1814 an Bayern und wurde dem Bezirksamt Orb zugeschlagen. Im Jahre 1866 ging es mit den anderen bayerischen Gebietsteilen an Preußen über.

Die kleine Ortschaft Lettgenbrunn wurde im Jahre 1313 als "Letthechenburne" erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahre 1435 erscheint der Ort als "Lettichenborn", 1453 als "Letchenborn" und 1571 als "Letgeborn".

Lettgenbrunn und Villbach bildeten in früherer Zeit ein kleines Gericht, das sich im Besitz der Büdinger Erben von Hohenlohe-Brauneck befand und von diesen an das Erzstift Mainz verkauft wurde. Die ersten Bewohner dürften Glasbläser einer nahegelegenen Glashütte der Mainzer Herrschaft gewesen sein.

Das Erzstift Mainz belehnte den heimischen Adel mit der Vogtei, so dass Fritze Forstmeister 1343 Burgmann auf Beilstein wurde. Ihm folgte 1435 der Edelknecht Henne Wymar von Orb, der das Lehen 1483 an seine Söhne Caspar, Valentin und Henne weitergab.

Der 30jährige Krieg spielte dem kleinen Flecken übel mit, nach einer Brandschätzung blieben nur noch zwei Wohnhäuser und die alte St. Jakob-Kapelle übrig. Trotz aller widrigen Umstände erfolgte der Wiederaufbau.

Am 01.04.1952 wurde Lettgenbrunn selbständige Gemeinde, die am 01.07.1974 mit Villbach in der Gemeinde Jossgrund aufging. Eine der Haupterwerbsquellen der Bewohner der heutigen Gemeinde Jossgrund bildete von jeher die Landwirtschaft. Auch um die historische ehemalige Wasserburg scharten sich die einzelnen Gehöfte. In Anbetracht des Waldreichtums wurde hier auch der heute fast vergessene Beruf des Köhlers ausgeübt. Für den Abtransport der in mühevoller Arbeit gewonnenen Holzkohle sorgten die "Gäulsbauern" aus dem Dorf.

In den letzten Jahren trat für die Gemeinde Jossgrund mehr und mehr der Fremdenverkehr in den Vordergrund, für den sie aufgrund ihrer landschaftlich schönen Lage im Naturpark Spessart geradezu prädestiniert ist. Hier findet der Erholungssuchende den Kontakt zur Natur wieder. Der Großstadtmensch wird immer wieder von dem Wald- und Wildreichtum des Gemeinwesens überrascht sein. In den staatlich anerkannten Erholungsorten des Jossgrundes bieten Kneipp- und Freizeitanlagen gute Möglichkeiten zur Regenerierung der Gesundheit. Die Gemeinde Jossgrund kann dem Erholungssuchenden den sanften, wirklichen Urlaub in der Stille und Ursprünglichkeit einer großartigen Landschaft vermitteln.