Gemeinde Jossgrund startet Modellprojekt
Jossgrund. Der demografische Wandel macht auch vor dem Vereinsleben nicht halt. Die allgemeine Prognose „Weniger und mehr ältere Menschen" bringt den Vereinen faktisch nicht nur weniger Mitglieder, sondern zunehmend Probleme in der ehrenamtlichen Organisation. Doch ohne das rege Vereinsleben wäre es in vielen Orten um das lebendige Miteinander schlecht bestellt. Mit Unterstützung des LEADER-Programms und SPESSARTre-gional startet die Gemeinde Jossgrund ein Modellprojekt, um die Vereine fit für die Zukunft zu machen.
Ob es der klassische Fußballoder Feuerwehrverein ist, die Musik- oder Theatergruppe, die Naturfreunde oder der Seniorentreff - der Jossgrund kann, wie viele andere Orte der Region auch, mit rund 30 Vereinen ein breites Angebot bieten. Rund 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind in einem Verein Mitglied. Man trifft sich, geht gemeinsamen Interessen nach, versteht es zu feiern und organisiert im Ehrenamt zahlreiche Feste und Veranstaltungen. Mit ihren vielfältigen Aktivitäten sind es die Vereine, die das soziale Leben auf den Dörfern prägen.
Allerdings zeigen sich auch im Vereinsalltag die Folgen des demografischen Wandels. Oft sind es die Fußballmannschaften, die als erstes den fehlenden Nachwuchs zu spüren bekommen. Nicht mehr alle Orte können eine eigene Mannschaft stellen. Auch stehen für andere Aktivitäten nicht mehr genügend Mitglieder zur Verfügung, vielfach ist die Mitgliederstruktur überaltert. So manch für die Vereinsarbeit motivierte Berufspendler kommt schlicht zu spät nach Hause, um sich aktiv am Vereinsleben beteiligen zu können. Auch verändert sich mit der Altersstruktur die Nachfrage nach ehrenamtlichen Angeboten.
„Noch sind wir im Jossgrund gut aufgestellt und verfügen über zahlreiche leistungsfähige Vereine", erläutert Bürgermeister Rainer Schreiber. Doch gerade weil es die Vereine sind, die das soziale Leben in den Dörfern tragen, ist es umso wichtiger den Blick in die Zukunft zu werfen. „Wir machen uns Gedanken um die hausärztliche Versorgung, fragen uns, wie wir Infrastrukturen der Nahversorgung anpassen können. Gleiches müssen wir mit den Vereinen tun", sind sich der Rathauschef und die Mitstreiter der Ideenschmiede Jossgrund sicher. Die parteiübergreifende Ideenschmiede wurde in dem Bewusstsein gegründet, dass sich der demografische Wandel nicht aufhalten lässt, es jedoch Handlungsräume und Chancen zur Anpassung an die Entwicklung geben kann. Das LEADER-Modellprojekt „Vereine fit für die Zukunft machen" ist ein unmittelbar ein Ergebnis der engagierten Bürgerinnen und Bürger.
Gemeinsam mit den Akteuren der Vereine soll ein Konzept erarbeitet werden, das die Zukunft der Organisationen sichert. Wo an der einen Stelle die Erweiterung des Angebots im Vordergrund stehen mag, ist es an anderer Stelle die Zusammenführung von Aktivitäten oder gar die gemeinsame Organisation. Schließlich soll das Vereinsleben trotzt Bevölkerungsschwund und Überalterung Bestand haben und das Ehrenamt Freude bereiten, statt zur Belastung Einzelner zu führen.
Zu ihrer Unterstützung hat sich die Gemeinde Jossgrund mit dem Büro proregio kompetente Hilfe an Bord geholt. Die beiden Beraterinnen Claudia Koch und Martina Rosanski sind in allen Fragen der Vereinsarbeit und des Ehrenamts versiert. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen zwei gemeinsame Workshops. Jedoch soll im Vorfeld eine umfassende Analyse die Chancen und Potentiale, aber auch die Risiken und Schwächen des Vereinslebens im Jossgrund aufzeigen.
Lothar Büttner, Vorsitzender von SPESSARTregional betont, mit welch großer Resonanz das Modellprojekt in den Verbandsgremien aufgenommen und für die LEADER-Förderung empfohlen wurde. „Von den Erfahrungen, die jetzt im Modellvorhaben im Jossgrund gemacht werden, können alle Kommunen profitieren."
Quelle: Gelnhäuser Bote vom 12. September 2012 Seite 1