Werkstatt "Verein, fit für die Zukunft?" geht vielversprechend in die erste Runde
Jossgrund-Burgjoß (mfi). „Ohne die Vereine im Jossgrund gäbe es kein soziales Leben , wir haben hier eine gut ausgeprägte Vereinskultur" , eröffnete Bürgermeister Rainer Schweiber die erste Werkstatt des Projektes „Verein, fit für die Zukunft?", das auf Initiative der Jossgründer Ideenschmiede im Rahmen des Leaderprogrammes „Spessart regional" bis März 2013 angeboten wird. Über 30 Teilnehmer aus unterschiedlichen Vereinen und Gruppen waren am Samstagnachmittag ins Dorfgemeinschaftshaus nach Burgjoß gekommen, um sich gemeinsam mit den beiden Fachexpertinnen von der ProRegio AG, Martina Rosanksi und Claudia Koch, über die Entwicklung und die Zukunft der Vereine auszutauschen.
Eine zuvor initiierte Fragebogenerhebung unter 68 Jossgründer Vereinen und Gruppen hatte eine Rücklaufquote von 70 Prozent ergeben. „47 Vereine haben bei der Fragenbogenaktion mitgemacht, das ist eine Quote, die wir noch nie hatten, ein ganz tolles Ergebnis", lobten die beiden Moderatorinnen. Die Vereinsarbeit wird dabei zu 90 Prozent ehrenamtlich geleistet. Allein 269 Personen arbeiten in der Vorstandschaft. „Das ist jede Menge Arbeit, die hier geleistet wird, auf welche die Gemeinde sehr stolz sein kann", kommentierte Koch. 60 Prozent der Vereinsmitglieder rekrutieren sich meist aus dem gleichen Ort des jeweiligen Vereines, 75 Prozent der Vereine kooperieren mit anderen Gruppen und Vereinen, und gar 93 Prozent befürworten Kooperationen zwischen den Ortsteilen. Dies sind nur einige insgesamt sehr positive Ergebnisse der Fragebogenaktion.
Trotz des tollen Feedbacks wollen die Vereine aber auch in Zukunft ihre Ziele verwirklichen können. „Es gilt heute schon zu agieren, bevor man nur noch reagieren kann", gab Koch zu bedenken. Nachwuchsprobleme in der Vorstandsarbeit, schwankende Mitgliederzahlen, konkurrierende Angebote untereinander und Terminüberschneidungen, eine zunehmende Bürokratisierung und finanzielle Belastungen, dies alles sind Faktoren, mit denen sich auch künftig die derzeit noch gut funktionierenden Jossgründer Vereine befassen müssen. Zudem gilt es, sowohl den demografischen Wandel als auch die unterschiedlichen Menschentypen im Blick zu behalten. Da sind zunächst die fröhlichen und optimistischen Zeitgenossen, die ihren Spaß in und an der Vereinsarbeit haben und andere gerne hierfür gewinnen möchten. Da sind aber auch die frustrierten und demotivierten Vereinskollegen, die meist die Hauptarbeit verrichten und sich mit immer mehr Vorschriften konfrontiert sehen. Und da sind vor allem die Mitglieder, die nur zu ihrem eigenen Vergnügen im Verein dabei sind, selbst aber für keinen Posten zur Verfügung stehen, die sich zwar gern mal projektmäßig engagieren, aber längerfristig keine Pflichten übernehmen wollen.
Mit allen Typen gilt es umzugehen und sie in der gemeinsamen Arbeit mitzunehmen. „Wunder können wir nicht bewirken, aber vielleicht Handwerkszeug und gute Inputs vermitteln", erklärten die beiden Workshopleiterinnen. Das Engagement des Angebots müsse zu den Menschen passen und nicht umgekehrt. Engagierte Bürger machen vor allem kleine Orte attraktiv. Trotz konkurrierender Freizeitangebote und veränderter Lebenswelten seien gerade Vereine wichtige Stabilisatoren in der Gesellschaft. Mit nachdenkenswerten Ausführungen zum Ehrenamt beendeten Rosanski und Koch den ersten Teil des Nachmittags. Danach ging es gemeinsam in eine Arbeitspause. An großen Stellwänden wurden in reger Gruppenarbeit unterschiedliche Aspekte der Vereinsarbeit beleuchtet. Bis Ende des Jahres sind weitere Besprechungen in einzelnen Arbeitsgruppen vorgesehen. Themen wie die Mitgliedergewinnung und -aktivierung, die einzelnen Angebote der Vereine, die Aufgaben der Vorstände und die Kooperationen zwischen den Vereinen stehen dabei im Fokus.
Quelle: Gelnhäuser Neue Zeitung vom 6. November 2012, Seite 27 (Text und Foto von Monika Fingerhut)