Info-Wanderung - Villbach früher und heute - Nachfahren von ehemaligen Bewohnern kommen zu Wort
Der Wanderverein „Buntspechte“ freute sich über rege Teilnahme an der öffentlichen geführten Rundwanderung um den Ort Villbach, der vor rund 100 Jahren größer und dichter besiedelt war als Lettgenbrunn.
Über die einstige Bedeutung und die interessante Historie des Ortes informierte Holger Heinemann mithilfe von alten Fotos, Luftaufnahmen und einer Kopie des Katasterplans aus dem Jahr 1866. Die Zeitdokumente wurden an den Standorten der Betrachter mit der heutigen Ansicht verglichen, ähnlich wie beim Fotowanderweg in Lettgenbrunn, der anlässlich des 700-jährigen Bestehens errichtet worden ist. Die fünf Kilometer lange Tour begann am Fuße des Beilsteins zwischen Lettgenbrunn und Villbach. Dort gab es Spuren ehemaliger Grundmauern eines Gebäudes zu entdecken. Weiter ging es über den Golfplatz, auf dem noch ein ehemaliger Bunker zu finden ist. Anhand historischer Landkarten des Kartenmalers Elias Hofmann und des Kartografen Paul Pfinzing ging die Zeitreise zurück ins Filbuch und Letthechenburne des 16. Jahrhunderts. Den Schwerpunkt bildeten jedoch die Jahre um die beiden Weltkriege. Heute findet man in Villbach ein paar Aussiedlerhöfe und den großen Golfplatz. Einst standen die Gebäude wesentlich enger zusammen. Zwei Gastwirtschaften, in denen Forstleute sowie die gehobene Jagdgesellschaft und Firmenchefs aus Frankfurt bewirtet wurden, konnten nebeneinander bestehen. Das Gasthaus „Beilstein“ war keine einfache Dorfkneipe. Die Tische waren weiß gedeckt und in der Spessartstube spielten die Töchter des Hauses Klavier. Das brachte ihnen Lehrer Ehler bei. „Er achtete streng auf kulturelle Bildung, Anstand, Sitte und Würde der Lettgenbrunner und Villbacher Kinder“, berichtete Ulrike Bandilla. Sie hatte sich bei den Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr engagiert und auch in diesem Jahr wieder einige Interviews mit Zeitzeugen geführt. Erst kürzlich griff sie in ein wahres Schatzkästchen mit bislang unveröffentlichten Fotos. Auf einem der Fotos sind das alte Schulhaus und die Kirche mit dem Friedhofskreuz, das nach Jahren wieder zurück in die Heimat geholt worden ist, zu sehen. „Heute bin ich die Geschichte meiner Vorfahren gegangen“, stellte die Oberndorferin Marianne Weismantel dankbar fest. Auch Vera Mürmanns aus Bad Orb hat Villbacher Blut. Ihre Mutter war dort aufgewachsen und musste als 15-Jährige nach Bad Orb ziehen, als Lettgenbrunn und Villbach 1935 ein zweites Mal evakuiert wurden. Bis zu ihrem 87. Lebensjahr kam sie mit ihrer Tochter immer wieder an ihren idyllischen Heimatort, um Kindheitserinnerungen wach werden zu lassen.
Text und Fotos von Birgit Sinsel