2014_07_31 Zwei Kirchen unter einem Dach: Lettgenbrunner feierten Kirchweihfest zum 60. Mal

Lettgenbrunner Kerb erinnerte an die Weihen der Johanneskirche und der Jakobuskirche von 1954 – Kerbburschen gemeinsam mit ihrem Kerbmädchen in Aktion – Traditionelle gemeinsame Andacht am Kerbsonntag

Sie ist ungewöhnlich und einzigartig im Main-Kinzig-Kreis: Die Kirche in Lettgenbrunn, die zwei Konfessionen unter einem Dach beherbergt. Seit 60 Jahren nun feiern die Lettgenbrunner ihr Kirchweihfest am letzten Juliwochenende. Dieses Fest hat eine ganz besondere Bedeutung , denn es hält die Erinnerung an die Wiederbesiedlung des Dorfes nach dem zweite Weltkrieg und dem darauffolgenden Bau der Kirche wach.

Ein Gotteshaus, in dem seit 60 Jahren evangelische und katholische Christen Gottesdienst feiern. Nach der Grundsteinlegung im Jahre 1953 packte die ganze Gemeinde beim Bau mit an. Am Patronatssonntag , dem 25 Juli 1954 erfolgte die Einweihung durch Generalvikar Prälat Günther für die katholische Kirche St. Jakobus und Probst Wibbeling für die evangelische Kirche St. Johannes. Die Katholiken bezogen den rechten Raum des Schiffes , die Protestanten den linken Abschnitt. In der Mitte erhebt sich der Turm, dessen Untergeschoss der katholischen Gemeinde als Sakristei und Beichtraum dient. Die Kirche, die seit ihrem Bau von den Christen beider Konfessionen gleichsam genutzt wird, ist ein Symbol gelebter Ökomene in Jossgrund. Und so gehört es ebenfalls zur Tradition der Kirchweih in Lettgenbrunn, dass am Kerbsonntag , nach dem Gottesdienst, der zunächst getrennt in beiden Gotteshäusern gehalten wird, sich eine gemeinsame ökomenische Andacht anschließt. Von den acht Kerbburschen (Marcel Riese, Florian Pfeffer, Patrick Schüssler, Mario Schüssler,Torsten Saazer, Oliver Stachniuk, Lars Rieger, Nico Scheltouchow ) und dem Kerbmädchen (Joanna Bandilla) angeführt , gingen die Gottesdienstbesucher in einem feierlichen Zug zur Dreschhalle, dem Ort wo die Kerb seit einigen Jahren stattfindet. Pfarrer Thomas Abel von der evangelischen Kirchengemeinde Lettgenbrunn/Lohrhaupten und Pfarrer Stefan Kümpel von der katholischen Pfarrgemeinde St. Martin Bad Orb gestalteten gemeinsam die ökomenische Andacht . Zwar sei die Kirche baulich in zwei Räume getrennt, doch bestehe die Hoffnung , dass dies nicht in den Köpfen der Fall ist , betonte Pfarrer Abel. Die gemeinsame Kirche sei mithin ein Symbol für das Gemeindeleben in Lettgenbrunn/Villbach und für die Vielfalt des Glaubens. Abel hegte sodann die Hoffnung, zum 70-jährigen Kirchweihfest einen gemeinsamen Gottesdienst beider Konfessionen zu feiern . Wichtig seien hierbei vor allem die kleinen Schritte der Annäherung sowie der Respekt und die Anerkennung , mit der sich evangelische und katholische Christen begegneten.
Text und Fotos von Monika Fingerhut

Bildergalerie: