2015_08_02 Zwei Konfessionen - eine Kirchweih

Lettgenbrunn feiert gemütliches Kirchweihfest in der Dreschhalle – Rufbus fährt zum Kerbausgraben - Kerbmädchen und Kerbmeister halten alte Traditionen aufrecht – gelebte Ökumene

Am letzten Wochenende im Juli hieß es „‘s ist Kerb im Land im schönen Lettgenbrunn“.

Das Fest wird ebenso wie in den anderen Ortsteilen der Gemeinde von engagierten jungen Menschen repräsentiert. In diesem Jahr waren es Kerbvater Patrick Schüssler und die neun Kerbmeister Marius Höfer, Nikolas Lennart, Florian Pfeffer, Sascha Pfeffer, Lars Rieger, Marcel Riese, Nico Scheltouchow, Mario Schüssler und Thorsten Ballnus. Dass Jane Bandilla Kerbmädchen ist, wurde bereits im Vorjahr mit dem Begraben der Kerb in Gestalt einer Flasche Wein auf ihrem Hof besiegelt. Sie wohnt in Villbach, das etwas von Lettgenbrunn entfernt liegt. Für die Zuschauer, die das Ausgraben der Kerb nicht versäumen, aber den weiten Weg nicht zu Fuß zurücklegen wollten, wurde sogar ein Rufbus eingesetzt. Ernst Jessl begleitete die Zeremonie des Kerbausgrabens mit seiner Ziehharmonika, bevor es gemeinsam nach Lettgenbrunn zum Festplatz ging, um den Kerbbaum zu stellen. Der stand die nächsten beiden Tage ziemlich schief, denn der Sturm, der über den Spessart fegte, hatte die mit bunten Bändern geschmückte Birke arg gebeutelt. Doch davon ließen sich die Lettgenbrunner das Fest nicht verderben. Ausgelassen feierten sie zur Musik von DJ Wolfgang, der auch den Sonntagabend musikalisch gestaltete. Und dauert die Nacht noch so lang, Kirchenpflicht ist das oberste der „Zehn Gebote“, die sich die Kerbmeister auferlegt haben. Der Festgottesdienst fand am Kerbsonntag in der katholischen Kirche St. Jakobus statt, während die evangelischen Christen zeitgleich ihren Gottesdienst in St. Johannes, dem anderen Teil der Doppelkirche besuchten. Als Zeichen gelebter Ökumene  feierten beide Konfessionen anschließend eine gemeinsame Andacht in der liebevoll geschmückten Dreschhalle. Auch wenn die Bänke oft nur dünn besetzt seien, so hätten die Lettgenbrunner die Kirche immer noch in ihren Herzen. „Es tut gut zu sehen, wie eine Gemeinschaft so gut funktioniert“, lobte Prädikantin Bärbel Speyer in ihrer Ansprache während der recht gut besuchten Andacht. Diese gestaltete sie gemeinsam mit dem katholischen Pfarrer Stefan Kümpel. Speyer sprach über den Stellenwert eines Gotteshauses und fand es lobenswert, dass die Kerbburschen das Thema mit der Aufschrift „Ob wir die Kirche im Dorf lassen?“ aufgriffen. Zu einem Kirchweihfest gehört zünftige Musik. Am Sonntagnachmittag wurden die Gäste von den „Kärrners Buam und Madln“ aus Bad Orb unterhalten und zum Festausklang am Montag spielte das „Trio Querbeet“. Und natürlich hatte die Festgemeinschaft auch an die ganz jungen Besucher gedacht. Die konnten sich an Schieß- oder Wurfbude vergnügen oder auf dem Karussell ihre Runden drehen. Am Montag war darüber hinaus der Verein „Das kunterbunte Kinderzelt“ mit verschiedenen Attraktionen vor Ort.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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