2016_10_16 Aus Gesellenverein wird Kolpingfamilie

Jubiläum 90 Jahre Kolping - Festgottesdienst, Einblick in die Chronik und Überraschungsbuffet

Die Kolpingfamilie Pfaffenhausen blickte mit einem Festgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche und anschließender Feier im Pfarrsaal auf ihre 90-jährige Vereinsgeschichte zurück.

Anwesend waren sämtliche Kolpingfamilien vom Bezirk Main-Kinzig sowie Vertreter der Pfaffenhäuser Vereine. „In den Kolpingfamilien wird das gelebt, was man heute ungeheuer vermisst: Nächstenliebe, Verantwortung und Gemeinschaft“, betonte Bezirkspräses Hans-Hermann Klüh aus Maintal in seiner Ansprache. Er zelebrierte die Messe zusammen mit Pfarrer Paul Gerhard, der die Kolpingfamilie Pfaffenhausen seit neun Jahren begleitet.

Vor den 70 geladenen Gästen gewährten Rolf Amberg, seit 50 Jahren Vorsitzender der Kolpingfamilie Pfaffenhausen, und Edmund Sinsel einen kurzweiligen Einblick in die Vereinsgeschichte. Die Gründungsversammlung fand auf den Tag genau vor 90 Jahren, am 10. Oktober 1926 in einem Gasthaus statt. 40 junge Männer aus dem Dorf schlossen sich zu einem sogenannten „Gesellenverein“ zusammen. Den hat man zu der Zeit einem Burschenverein vorgezogen, wie dem Protokollbuch zu entnehmen ist. Präses Thielemann eröffnete die Gründungsversammlung und erzählte vorbildliche Geschichten aus dem Leben des Heiligen Franz von Assisi. In mittlerweile vier Protokollbüchern sind alle Details akribisch notiert. Die altdeutsche Schrift hat Rolf Amberg übersetzt und findet die zum Teil nicht ganz ernst gemeinte Textpassagen vom ehemaligen Schriftführer Karl Mongel recht amüsant. In der Zeit nach der Gründung berichtet das erste Protokollbuch von Vorträgen des Präses zu diversen Themen. Zudem enthält es einen Artikel aus dem Kolpingblatt und einen Bericht über einen Ausflug und einen katholischen Gesellentag in Jossgrund. Höhepunkte waren zu Weihnachten die Theateraufführungen im Wechsel mit der Feuerwehr und dem Gesangverein. Sowohl lustige als auch ernste Stücke standen auf dem Spielplan. Auch Fußballer waren Mitglieder im Gesellenverein. Ein Eintrag im Protokollbuch besagt, dass die Fußballspieler der DJK für ihre gestifteten Trikots mit 2,15 Mark und der Torwart zusätzlich für die Knieschoner mit 5,50 Mark hafteten.

Im Zweiten Weltkrieg kamen die Aktivitäten zum Erliegen. Die Nationalsozialisten haben nach der Machtergreifung in 1933 alle religiösen Verbände verboten, auch den katholisch geprägten Gesellenverein. Trotz Verbots wurden Versammlungen abgehalten, aber kein Protokoll mehr geführt. Von der Zeit zwischen 1935 und 1945 gibt es folglich keine Niederschriften. Nach zehnjähriger Unterbrechung wurde Anfang November 1945 die Kolpingfamilie neu ins Leben gerufen. 25 Jahre wurden mit einem Gottesdienst, einem Festzug und einer Kundgebung begangen. Gefeiert wurden auch das 40- und das 50-jährige Bestehen.

Zweimal reiste eine Abordnung nach Rom, zur Seligsprechung von Adolph Kolping in 1991 und ein weiteres Mal 2001. Aus Anlass des 100. Geburtstages von Monsignore Johannes Rützel reiste eine Delegation der von ihm gegründeten Pfarrei Sankt Peter und Paul aus Marburg nach Jossgrund. 2005 wurde die Kolpingfamilie Oberndorf integriert. Heute gehören dem Verein knapp 40 Mitglieder an. Sie nehmen jährlich an einer Gebetsnacht und am Friedensgottesdienst an der Horbacher Grotte teil, fahren nach Fulda zum Bonifatiusfest und zur Schlussandacht der Bischofskonferenz und feiern Weltgebets- und Gedenktag. Zudem veranstalten sie die erfolgreiche Ostereieraktion und laden im Sommer Gäste aus dem Bezirk zum Familientag ein, dessen Erlös an Pfr. Michel und die Gebrüder Henning gespendet wird. Zudem engagiert sich die Kolpingfamilie als Mitglied der Vereinsgemeinschaft bei örtlichen Veranstaltungen. Dokumentiert wurden die Aktivitäten auf einer Collage.

Grußworte sprachen der neue Diözesangeschäftsführer Steffen Kempa aus Bad Orb, der Bezirksvorsitzende Helmut Müller und der Vorsitzende der VGP, Thorsten Muthig. Die Gäste konnten sich am reichhaltigen Buffet stärken. Susanne Sinsel hatte wieder eine farbenfrohe selbst gebackene Motivtorte gespendet. Unter Musikbegleitung wurde dann auch das Kolpinglied gesungen.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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