2017_03_24 Die biologische Vielfalt erhalten

Gut besuchter Infoabend zu den Themen "Hessische Biodiversitätsstrategie" und "Jossgrund summt" - jeder kann Beitrag leisten - Finanzierungshilfen aus Fördermitteln vorgestellt

Der Imkerverein und die Gemeinde Jossgrund hatten gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Main-Kinzig zu einem Informationsabend im Dorfgemeinschaftshaus Burgjoß eingeladen und freuten sich über reges Interesse.

Die Teilnehmerzahl war so groß, dass immer wieder neue Sitzgelegenheiten bereitgestellt werden mussten. Ziel der Veranstaltung war, die Bevölkerung für die Bedeutung der Artenvielfalt zu sensibilisieren. Edwin Hagemann, der Vorsitzende des Imkervereins Jossgrund konnte unter den Zuhörern Vertreter von Naturschutzverbänden sowie Interessierte aus der Nachbarkommune Flörsbachtal begrüßen. Auf dem Programm standen zwei Fachvorträge.

Im ersten Referat informierte Detlef Szymanski vom Hessischen Umweltministerium über die „Hessische Biodiversitätsstrategie“. Biodiversität sei nichts, was im Urwald, sondern was am Ort getan werde. „Es geht letztendlich um uns und um die Freiheit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird das künftige Generationen teuer zu stehen bekommen“, betonte der Umweltexperte. „Die Kosten für den Erhalt der biologischen Vielfalt sind geringer als die Kosten für die Wiederherstellung, sofern dies überhaupt möglich ist“. Bienen, Hummeln und andere bestäubende Insekten erbrächten nach wissenschaftlichen Schätzungen weltweit eine wirtschaftliche Leistung von rund 150 Milliarden Euro. Doch wie überall auf der Welt schrumpfe die Artenvielfalt auch in Hessen. Mithilfe von Diagrammen konfrontierte Szymanski die Zuhörer mit besorgniserregenden Zahlen: Waren im Jahr 1996 noch 80 Prozent der heimischen Vogelarten vorhanden, so sei die Zahl bis 2013 auf 48 Prozent gesunken. Das Thema gehe alle an, nicht nur die Imker, so der Fachmann. Leider seien in vielen Städten und Gemeinden die Grünflächen kurz geschoren. Private Grundstücke seien häufig mit pflegeleichtem Zierrasen, immergrünen Koniferen und Zierpflanzen ohne Pollen bestückt. „Wenn ab Mitte Juni in der Offenlandschaft nichts mehr blüht, findet ein großer Teil der bestäubenden Insekten keine Nahrung mehr“, verdeutlichte der Fachmann. Deshalb habe man in ganz Deutschland Vorrangflächen geschaffen. Auch die Kampagne „Hessen blüht“ biete der Bevölkerung gezielte Maßnahmen und Fördermittel an. Mit dem Bereitstellen von Nisthilfen und einer richtigen Auswahl von Pflanzen könne jeder dazu beitragen, dass die Insekten nicht verhungern müssten. Zudem werden Verbände, Kommunen und Firmen zu Projekten angeleitet und beraten. Das Land Hessen stelle kostenloses Saatgut für Streifen am Wald- und Feldrand zur Verfügung und schaffe Anreize mit der Umweltlotterie „GENAU“. Auch aus Lotto-Tronc-Mitteln werden Projekte gefördert.

Der Imkerverein Jossgrund hat dies gemeinsam mit der Gemeinde und dem Landschaftspflegeverband bereits praktiziert und einen Zuschuss zum Kauf von Salweiden beantragt, die auf Flächen im gesamten Gemeindegebiet gepflanzt wurden. Im zweiten Vortrag stellte Monika J. Peukert vom Büro AnLand Frankfurt Aktuelles zum Projekt „Jossgrund summt“ vor. Auf etwa zehn im Gemeindegebiet ausgewiesenen Pilotflächen werde nicht gedüngt und weniger gemäht, um den Pflanzen auf diese Weise genug Zeit zum Blühen und zum Aussamen zu lassen. Mit einem derartigen Projekt sei Jossgrund im Main-Kinzig-Kreis Vorreiter, so die Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes, Barbara Fiselius.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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