2017_03_26 Zwischen Kindheit und Erwachsenwerden

Auf der Suche nach dem Lebensglück - Mascha Obermeier gastiert mit anspruchsvollem Solo-Musical "Weg ist weg" an der Kleinkunstbühne "Die Fabrik"

Neben eigenen Vorstellungen lädt die Theatergruppe „Inkognito“ hin und wieder bekannte und befreundete Akteure aus der Region zu Gastspielen ein. So wie Brigitte Obermeier, die Gründerin des Theaters „Sommerhaus“ bei Würzburg.

Jetzt gastierte deren Tochter Mascha Obermeier an der Kleinkunstbühne der „Fabrik“ in Oberndorf. Mit ihrem gut zweistündigen Solo-Musical „Weg ist weg“ aus Sprechtext und Gesang sorgte sie bisweilen für Gelächter im Saal, regte aber auch zum Nachdenken an. Konfrontiert wurden die Zuschauer mit den Sorgen und Nöten, die ein Mädchen an der Grenze zur Volljährigkeit umtreiben.

Martin Hanns, Regisseur, Komponist und Autor in Personalunion begleitete die junge Sängerin und Schauspielerin am Piano. Ort des Geschehens war ein Dachboden, auf dem sich die junge „Katja“ aus Trotz eingeschlossen hatte. Ihr war nämlich nicht zum Feiern zumute. Sie wollte nicht an der Party teilnehmen, die ihre Mutter für sie zum besonderen Wiegenfest vorbereitet hatte. Die Mutter arbeitete in ihrem Friseurladen im Provinzdorf Hasenheim und war immer darum bemüht, dass ihre Tochter „nach oben strebt“, Geigen- und Ballettunterricht erhält und das Abitur schafft. Äußerst glaubwürdig spielte die Akteurin die eigenwillige Katja, die versucht, sich aus den Klammern der Mutter zu lösen. Doch die schickt Schwester, Vater und Tante Charlotte, ihre „beste“ Freundin vor, um Katja umzustimmen. So bittet eine Stimme im Hintergrund mit fränkischem Zungenschlag immer wieder die junge Frau, hinunterzukommen. „Weil’s die Muddi g’sochd hod!“ Doch Katja sinniert weiter über ihre unerfüllte Liebe, Zickenkrieg und Familienbande und begibt sich auf die Suche nach dem Lebensglück. Mithilfe einer fiktiven Jury spielt sie eine Casting-Show, in der sie sich in verschiedenen Rollen sieht. Mal ist sie die angepasste Hausfrau und Mutter, der es nur dann gut geht, wenn es auch den Liebsten gut geht, mal die knallharte Geschäftsfrau ohne Anhang und mal die Idealistin im Gewissenskonflikt zwischen Heimweh und dem Engagement für die Ärmsten der Armen in der ganzen Welt. Gesanglich beleuchtet sie die einzelnen Phasen im Leben einer Frau. „Frauen mit 20 …, 30 … , 40… und 50…“. Und am Ende erinnert sie sich an ihre Großmutter Mathilde. Eine bäuerliche und verbitterte alte Dame, die fest entschlossen ist, nach Neuseeland zu fliegen, um den Sohn zu suchen, der ihr vor Jahren entglitten war. Schließlich entscheidet sich die 18-Jährige für das Modell „Katja“, die ihren eigenen Weg gehen will und auf die Schnauze fallen darf, um hinterher wieder aufzustehen mit dem guten Gefühl, es zumindest versucht zu haben.

Es war ein Thema mit einem gewissen Wiedererkennungseffekt, sowohl aus der Sicht einer Jugendlichen als auch von Erwachsenen, die sich an die eigene Sinnsuche erinnern oder bereits die Kinder ihre eigenen Wege gehen ließen. Das anspruchsvolle Programm hätte eigentlich ein größeres Publikum verdient gehabt, doch die wenigen Zuschauer lauschten gespannt und aufmerksam, amüsierten sich und honorierten die brillante Leistung am Ende mit anhaltendem Beifall.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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