2014_07_23 "Atemlos durch die Pfaffenhäuser Kier"

Pfaffenhausen feiert drei Tage Kirchweihfest - vielseitiges Musikprogramm und alte Traditionen - 110-jähriges Gründungsjubiläum der Feuerwehr

„Man nehme eine Stange Fichte, am besten mit einer Höhe von 27,5 Metern, einen Bund Kierburschen (so um die zehn), eine Kiermutter, 175 Liter Bier (für jeden Kierburschen, versteht sich) und ein Festzelt.

Die Fichte in ein Loch stellen, die übrigen Zutaten im Zelt drei Tage lang gut durchziehen lassen und alle 15 Minuten mit genug Flüssigkeit ablöschen. Um das ganze abzurunden, noch ein wenig Musik spielen lassen und Leute einladen“. Das Erfolgsrezept für ein gelungenes Kirchweihfest war auf den einheitlichen T-Shirts der Kierburschen nachzulesen. Drei Tage lang wurde das Festzelt in Pfaffenhauen ordentlich zum Kochen gebracht. Alt und Jung feierte gemeinsam und auch ehemalige Pfaffenhäuser zog es zum Kierbesuch in die Heimat. Mit einem abwechslungsreichen Musikprogramm ging es „atemlos durch vier Nächte“, in denen auch die Freude über Deutschlands Fußball-WM-Titel nachwirkte. Den Auftakt machte am Freitagabend die Band „Ace of Hearts“ mit einer gigantischen Bühnenshow, bevor am Samstag-, Sonntag- und Montagabend die „Wiesthaler“, die „Spessart-Eichen“ und die „Grumis“ für Tanzvergnügen und Stimmung sorgten. Es wurde aber nicht nur Party gefeiert. Besonders zelebriert werden in Pfaffenhausen alte Traditionen wie das Kierbaumaufstellen, das am Samstagnachmittag den offiziellen Festbeginn markierte. Morgens hatten Lisa Gütlein, die Kiermutter 2014 und ihre acht Kierburschen nach einem gemeinsamen Frühstück eine schlanke Fichte auf der Kierbaumplantage ausgewählt. Auf dem Festplatz am Sportgelände wurde das Wahrzeichen der Kier dann unter großer Zuschauerbeteiligung und Musikbegleitung mit vielen bunten Krepppapierstreifen und einem Kranz geschmückt und in die richtige Position gebracht. Als der Baum stand, salutierten die Böllerschützen und die Kiermutter stach mit einem gekonnten Schlag das Fass Freibier an. Abends versammelten sich dann an Lisas Elternhaus zahlreiche Verwandte, Freunde und Nachbarn, um das Ausgraben der Kier nicht zu versäumen. Die jungen Männer förderten zutage, was am Ende des letzten Kirchweihfestes dort beerdigt worden war: eine Flasche Sekt und die Überreste des Kierstraußes. Nach dem obligatorischen Tanz nahmen Lisa und die Kierburschen auf einem Anhänger Platz und ließen sich bequem durch das Dorf zum Festzelt chauffieren. Hinterher marschierte die Festgemeinde musikalisch begleitet vom Blasorchester Höchst. Der Kiersonntag startete traditionell mit dem gemeinsamen Kirchgang. Neben dem 41. Weihetag der Herz-Jesu-Kirche wurde im Rahmen der Kier auch das 110-jährige Bestehen der Feuerwehr gefeiert. Ortspfarrer Paul Gerhard und Pater Hans-Martin Samietz aus München zelebrierten gemeinsam den Gottesdienst, der von den Floriansjüngern und den Festdamen mitgestaltet wurde. Unter den Teilnehmern befanden sich auch Gäste aus der Partnergemeinde Pfaffenhausen im Unterallgäu, die seit mehr als 25 Jahren eine gute Freundschaft mit dem gleichnamigen Spessartdorf pflegt. Nach der Gräbersegnung auf dem Friedhof legten der Vereinschef Mike Sachs und seine Stellvertreterin Tina Röder am Ehrenmal einen Kranz nieder. Der Musikverein Oberndorf umrahmte den Festakt und geleitete die Gottesdienstbesucher zum Frühschoppen ins Zelt. Auch der Montag startete musikalisch mit „Blaach & Friends“. Natürlich hatte die Vereinsgemeinschaft, die das Fest ausrichtet, auch an die Unterhaltung der kleinen Festbesucher gedacht. Besonders gut kam das Spielwerk Hanau an, das für alle Altersgruppen passende Attraktionen anbot. Zudem stand an allen drei Tagen ein Rummelplatz mit Kinderkarussell, nostalgischer Schiffschaukel und verschiedenen Buden bereit.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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