2014_04_04 Alte Brücken und idyllische Stege

Katholische Frauengemeinschaft kfd Oberndorf lud zur Oberndorfer Brückenwanderung - fachkundige Führung mit Robert Ruppel - Vierzehn Brücken finden sich allein in der Gemarkung Oberndorf – Älteste noch existierende Brücke um 1902 erbaut – Interessante Geschichten und Anekdoten

Eine Katasterkarte aus dem Jahre 1866 belegt, bereits im 19. Jahrhundert gab es einen Steinsteg über die Jossa. Heute steht an dieser Stelle die älteste noch erhaltene Brücke in Oberndorf. 1902 wurde sie erbaut, wie historische Fotoaufnahmen zeigen. Ortskenner Robert Ruppel bot auf Einladung der katholischen Frauengemeinschaft Oberndorf eine interessante Brückenwanderung durch den heimischen Ortsteil .

Die rund 20-köpfige Teilnehmerschar war zunächst höchst erstaunt, als sie erfuhr, wie viele Brücken und Stege sich allein in der Oberndorfer Gemarkung befinden. „Zählt man den Verbindungsweg vom Hirtental in die Austraße noch hinzu, sind es sogar fünfzehn Brücken, allerdings liegt der bereits in der Gemarkung Pfaffenhausen“, erklärte Ruppel. So sind beispielsweise am Ortsende in den Wiesenauen in Richtung Burgjoß einige kleine idyllische Stege begehbar. Die prägnantesten Überquerungen der Jossa finden sich indes entlang der Hauptstraße des Ortes. Die älteste „Hauptmann-Brücke“ von 1902, deren Namen sich von der in der Nachbarschaft gelegenen ehemaligen „Hauptmann-Wírtschaft“ ableitet, war zunächst mit einem Eisengelände befestigt. Später erhielt sie die breite Sandsteinbrüstung. Der Brückenbau geht vermutlich auch auf Bestreben der großen Bauernhöfe, die sich in der Bornrainstraße, im Volksmund auch „Reichgasse“ standen, zurück. Die restlichen alten Steinbrücken entlang der Jossa wurden im Zuge des Straßenbaus Anfang der 70er Jahre erneuert. Das Bachbett wurde durch die Straßenverbreiterung verengt und mit einer neuen Bachmauer samt einer Auskragung über der Jossa versehen. Die alte Postbrücke, auch als Schwartemage-Steg bekannt, wurde ebenfalls durch eine neue schmale Brücke ersetzt. Der Name des alten Stegs, der wohl nach 1920 errichtet wurde, ist auf den Metzger Karl Sachs zurückzuführen. In dessen Haus war zunächst eine Metzgerei, später dann die Post angesiedelt. Den einstigen Sandsteinsteg von 1936, den Sachs selbst erbauen ließ, beglich er den Erzählungen zufolge mit Naturalien in Form von Schwartenmagen. Auch zur großen mittleren Brücke des Ortes wusste Ruppel einige Anekdötchen zu berichten. Als Treffpunkt für die Jugend war diese eine beliebte Stelle. Auch trennte sie das Ober- vom Unterdorf. Noch heute gilt sie als Trennungslinie für die Rasselbuben. Beim Abbruch der alten Steinbrücke und Neubau der jetzigen Jossaüberquerung waren mehrere Handwerker beteiligt, welche den Namen Josef trugen. Deshalb firmiert sie auch als „Josefsbrücke“. Oberhalb dieser großen breiten Brücke existierte im 19. Jahrhundert ein Holzsteg, der in erster Linie zum Kirchgang diente. 1936 wurde dort eine gewölbte Sandsteinbrücke mit einer Mittelstütze gebaut, diese wich im Zuge der Straßenerweiterung einem neuen Fußgängersteg. Dieser Steg wurde Anfang der 90er Jahre durch eine legendäre nächtliche Bauaktion des damaligen Bürgermeisters Franz Korn erweitert. Zum Abschluss der Wanderung, die Ruppel mit historischen Bildmaterial, alten Geschichten und Erinnerungen anschaulich gestaltete, begab sich die Gruppe auf das Gelände des ehemaligen Eisenhammers, wo noch ein Stauwehr aus Sandsteinquadern in Augenschein genommen werden konnte.

Text und Fotos von Monika Fingerhut

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