2015_03_14 Werkzeuge für den Vorstandsnachwuchs

4. Vereinskonferenz - Rückblick auf erste Vereinsmesse - Ideen für die Gewinnung von Nachwuchskräften in den Vereinsvorständen erörtert

Vereine haben es in der heutigen Zeit nicht leicht. Bei zurückgehenen Einwohnerzahlen kämpfen sie um potentielle Mitglieder. Gleichzeitig steigen die Erwartungen an die Angebote und die Anforderungen an die Vereinsführung. 

Das wirkt sich wiederum kontraproduktiv auf die Bereitschaft junger Menschen aus, Verantwortung zu übernehmen. Weil in Jossgrund die Vereine einen Großteil des kulturellen Leben ausmachen, will die Gemeinde sie gut für die Zukuft rüsten. Als sie in 2013 das Projekt „Vereine fit für die Zukuft“ initiierte, wurde angeregt, sich auch künftig ein- bis zweimal jährlich über verschiedene Themen auszutauschen. „Werkzeuge für den Vorstandsnachwuchs“ lautete nun das Thema der vierten Vereinskonferenz, zu der Bürgermeister Rainer Schreiber erneut zahlreiche Vertreter der örtlichen Vereine, die Referentinnen Sigrid Jacob vom Freiwilligenzentrum Offenach und Claudia Koch von ProRegio sowie Alexander Wicker von der Volkshochschule Main-Kinzig begrüßte. Zunächst bat Schreiber die Anwesenden um ein kurzes Feedback über die Erfahrungen bei der ersten Jossgrunder Vereinsmesse im Juni 2014. Dieses fiel trotz ein paar kritischer Anmerkungen über die gesteckten Ziele insgesamt positiv aus. Auf jeden Fall war es gelungen, die Vielfalt der Vereine darzustellen und zu vermitteln, dass die Gemeinde lebt. Koch teilte mit, dass Jossgrund in Hessen ziemlich bekannt sei. Die Vereine hätten sich vor einigen Jahren auf den Weg gemacht und auch anderen weitergeholfen. Vereinsmanagement, so die Fachfrauen, orientiere sich entweder stark an einzelnen Personen, an einer festen Struktur oder an Werten. Um Nachwuchskräfte für den Vorstand mobilisieren zu können, sollte man frühzeitig Wissen weitergeben, eventuell die Leitungsstruktur umbauen, über Qualifizierungsangebote nachdenken und Verantwortung abgeben. Damit die Arbeit im Vorstand für potentielle Nachfolger einladend wirke, sollte man gute Voraussetzungen schaffen. Der Fachbegriff laute: „das Haus richten“. Auch die Anwendung der sogenannten „Kopfstandmethode“, sich die Frage zu stellen: „Was muss passieren, dass keiner kommt?“, war eine interessante Anregung. Darüber hinaus wiesen die Expertinnen auf die Wichtigkeit der internen Kommunikation hin, damit der Vorstand nicht „im Elfenbeinturm sitze“. Auszüge aus einem Referat von Dr. Michael Vilain, Professor an der Evangelischen Hochschule Darmstadt, der sich in einer Studie mit dem Wertewandel im Ehrenamt beschäftigt hat, dienten als Basis für die Ideenskizze. Starr festgelegte Posten im Vorstand durch klar beschriebene Aufgabenbereiche ersetzen, Job-Rotation, Außenstehende suchen, Neubürger ansprechen, Asylbewerber einbinden, wurde unter anderem vorgeschlagen, um Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen. Weiterhin wurde das Projekt „Zeitspende“ von den Expertinnen vorgestellt. Jeder entscheidet dabei selbst, wofür, wann und wie oft er sich in Anspruch nehmen lässt. Rege tauschten sich die Teilnehmer während einer kleinen „Arbeitspause“ über die verschiedenen Ideen aus und stellten fest, dass manches bereits gemacht wird.  Das Fazit der Versammlung lautete: Das Patentrezept gibt es nicht. Jeder Verein muss für sich entscheiden, mit welcher Methode er Nachwuchskräfte mobilisieren kann und will. In der nächsten Vereinskonferenz im Oktober werden voraussichtlich die Themen „Steuerrecht und Gemeinnützigkeit", „Image-Abfrage“ und „Qualifizierung beim Kinderschutz“ aufgegriffen.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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