2016_10_19 Ernste und heitere Heimatgeschichten

Viele Teilnehmer erfahren Wissenswertes über die Geschichte von Pfaffenhausen

Der heimatgeschichtliche Dorfrundgang durch den Ortsteil Pfaffenhausen stieß auf große Resonanz. Bei diversen Vorträgen konnten die Teilnehmer Interessantes über Mühlen, Quellen, Brücken und Bildstöcke erfahren.

Alte Bilder weckten zudem so manche Erinnerungen. Der Rundgang startete in der Dorfmitte an der Linde. Diese war im Jahr 1918 zum Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Pfaffenhausen gepflanzt worden. Die Brücke, die sich direkt an dem Standort befindet, wurde 1948 neu errichtet, nachdem die alte Standsteinbrücke am Ende des Zweiten Weltkrieges zusammengebrochen war. Als es noch keine Brücken im Ort gab, ermöglichte eine Furt den Fuhrwerken das Durchqueren des Bachlaufs. Zu Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als sich die Ortsteile zur Großgemeinde zusammenschlossen, hat man den Fluss zum Schutz vor Überschwemmungen mit einer Betonmauer begradigt. Zuvor war die Jossa kaum durch Geländer von den Straßen getrennt. Ein offener Zugang war vor allem für die Landwirtschaft wichtig, zum Tränken der Tiere. Aber auch die Wäsche und die Kartoffeln wurden am Fluss gewaschen.

Karl Damian vom Gesprächskreis Heimatgeschichte berichtete ein paar Häuser weiter über das kleine Sandsteinkreuz. Laut einer Sage erinnert es an einen Mord, der sich beim Kegeln im alten Wirtshaus ereignet haben soll. Es existiert aber auch eine andere These. Monsignore Rützel schrieb im „Chroniklesebuch Jossgrund“, dass das Kreuz vielleicht auch zum Gedenken an den Verstorbenen errichtet worden ist, der im Dreißigjährigen Krieg verhungert im Altewirtsgarten aufgefunden wurde. Er hatte den Mund voller Gras und in den Händen einen Hut voller Geldstücke, für die er sich nichts kaufen konnte. Weshalb im Jahr 1735 der daneben stehende Bildstock errichtet wurde, ist nicht bekannt.

In der Mühlstraße gab es von Bäcker Christian Schreiber erst einmal einen kleinen Imbiss, bevor sein Vater Rudolf Schreiber, der letzte „Möller“ von Pfaffenhausen, die interessierten Zuhörer über die Geschichte der Mühlen informierte. In Pfaffenhausen waren im 17. Jahrhundert drei Mühlen vorhanden: Zwei davon geben der Mühlstraße ihren Namen: die Obere und die Untere Mühle. Sie war früher die Hauptverbindungsstraße nach Lettgenbrunn. Dann gab es noch die Körnchesmühle in der Jossastraße. Die Untere Mühle wurde 1680 erstmals erwähnt. Ob sie beim Großbrand im Jahr 1725 zerstört wurde, steht nirgends geschrieben. 1926 wurde sie erneuert. Zwischen 1947 und 1969 wurde vom „Önnermöller“ mit Pferdefuhrwerken das Korn in Lettgenbrunn bei den Bauern abgeholt und zu Mehl und Futterschrot vermahlen. Die Produkte wurden samstags wieder zurückgebracht. 1972 wurde der Mahlbetrieb eingestellt und die Mühle zu Wohnzwecken umgebaut. Das Mühlrad blieb jedoch erhalten. 1984 baute der Besitzer dann einen Generator zur Stromerzeugung ein.

Die Obere Mühle belieferte den Bäcker aus Lohrhaupten. Sie wurde 1968 abgerissen, als das Haus umgebaut wurde. Am Hofeingang befindet sich ein großes Sandsteinkreuz. Philipp und Elisabeth Haberkorn hatten es wohl zum Dank errichten lassen, nachdem ihnen endlich ein Sohn am Leben blieb, nachdem neun Kinder starben. Darüber berichtete Gerhard Kleespies, dessen Vorfahren aus der „Öbermüll“ stammen. Die Familie Haberkorn, die den Altar vor dem großen Kreuz zu jeder Fronleichnamsprozession heute noch festlich schmückt, bewirtete die Teilnehmer mit einer Runde Schnaps.

Zwischen den zwei Mühlen befindet sich heute eine Wendelinusstatue. Weil der Schutzpatron von Pfaffenhausen seit 300 Jahren in der Kirche in Oberndorf stand, musste wieder ein Wendelinus her. Er wurde im Zuge der Dorferneuerung (1995 – 2005) aufgestellt. Zuvor hatte ein „Brückenheiliger“ in einem Beitrag während einer Faschingssitzung über nicht ganz ernst gemeinte Zukunftspläne für die Mühlstraße als „Einkaufs- und Erlebniszentrum“ philosophiert. Mitautor Gerhard Kleespies schlüpfte noch einmal in die Rolle des „Brückenheiligen“ und trug ein paar Zeilen aus der Büttenrede zum Schmunzeln vor.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

Bildergalerie: