Der Schafhof und die Kulturlandschaft

Rund um den Schafhof - aufschlussreiche Einblicke in das Leben Georg Hartmanns und die Kulturlandschaft an der Jossa

Die „alte Schäferey“ im Ortsteil Burgjoß stand im Fokus einer spannenden Führung des Naturparks Hessischer Spessart.

Die Teilnehmer erfuhren von der Historikerin und Natur- und Landschaftsführerin Dr. Anja Heuß Wissenswertes über Georg Hartmann. Nach ihm ist die Straße benannt, an der sich das historische Schafhofgebäude befindet. Der Schriftgießer und Kunstsammler kam aus einer Frankfurter Metzgerfamilie und lebte von 1938 bis 1954 in der Spessartgemeinde Burgjoß. Weitläufig war er mit Goethe verwandt und setzte sich nach Kriegsende für den Wiederaufbau des Goethe-Hauses ein. Anja Heuß widmet sich dort dem Thema Kunstraub in der NS-Zeit.

Von Schriftkünstlern ließ Georg Hartmann Schriften wie zum Beispiel die berühmte „Futura“ entwickeln. Dem im Amsterdamer Exil lebenden Künstler Max Beckmann erteilte er den Auftrag, als kulturpolitische Initiative gegen das Nazi-Regime die Apokalypse zu illustrieren. Als sie sich auf ihre Führung vorbereitete, hatte Anja Heuß auch Kontakt mit einem Burgjosser Zeitzeugen aufgenommen, um zu erfahren, was der Frankfurter Firmenchef einst für die Bewohner der Spessartgemeinde bedeutete. Er hatte den alten Schafhof gekauft und zu seinem Landsitz umgebaut. In der Bauer’schen Gießerei wurden auch Bewohner der Gemeinde Jossgrund ausgebildet und beschäftigt.

Bei einem anschließenden Rundgang entlang der Jossa erfuhren die Teilnehmer der Führung Wissenswertes über die Kulturlandschaft des Spessarts. Zuvor hatten sie Gelegenheit für eine kleine Abkühlung in der Kneippanlage des gepflegten Generationenparks von Burgjoß. Eine kleine Zeitreise gewährte interessante Einblicke in Welt der Flussperlmuschel, die heute nicht mehr die Bedingungen vorfindet, die sie zum Leben braucht. Wohl aber der Biber, der ausgerottet war und in den 1980er Jahren in Hessen wieder heimisch wurde sowie das Springkraut, das ein wahrer Lebenskünstler ist und viele Möglichkeiten hat sich zu vermehren. Ob eine invasive Art zwangsläufig schlecht ist, die Frage ließ die Naturparkführerin offen.

Ferner erlebten die Teilnehmer an der Jossa ein Naturphänomen mit der „Forelle“. An den ehemaligen Wässerwiesen waren noch Relikte einer früheren Bewirtschaftung der Wiesen zu erkennen. Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre wurde im Tal der Jossa wie in zahlreichen anderen Regionen ein Bewässerungssystem praktiziert, um höhere Erträge zu erlangen.

Der Spaziergang führte auch an der Waldsiedlung vorbei, die in Burgjoß ebenfalls ein unvergessenes Zeitzeugnis darstellt. Zurück am Ausgangspunkt nahmen manche Teilnehmer das Angebot an, im schmucken Schafhof-Café einzukehren.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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