Tagfalter im Jossgrund

Den Naturschutz verbessern - Vortrag über Tagfalter im Jossgrund unterlegt mit hochwertigen Fotoaufnahmen - Wiederholung am 11. März

Dem Schutz der Artenvielfalt widmeten sich Klaus Weismantel, Matthias Bien und Franz Walter in einer gemeinsam erarbeiteten Präsentation.

In der Dorfscheune im Ortsteil Pfaffenhausen informierten sie die rund 30 erschienenen Zuhörer über die bunten Tagfalter, die nur einen Anteil von fünf Prozent aller 3700 Schmetterlingsarten ausmachen. Der größte Teil sind Nachtfalter. Matthias Bien leitete den Vortrag ein mit grundsätzlichen Gedanken zum Thema. Die Idee, sich damit auseinanderzusetzen, sei gekommen, als man überlegte, welche Auswirkungen die Bahntrasse haben würde, wenn sie durch den Jossgrund verlaufen sollte. Schnell sei klar gewesen, so Bien, dass der Naturschutz für den Jossgrund verbessert werden müsse.

Alleine mit Fichtenwäldern und Maisfeldern sei es nicht getan. Würde man die Natur sich selbst überlassen, damit sie sich frei entwickeln kann, hätte das zur Folge, dass sich im Spessart die Buche langfristig behaupten würde. Doch ein weitaus besseres Nahrungsangebot für Schmetterlinge stelle die Eiche bereit. Sie könne 168 Schmetterlingsarten versorgen, die Douglasie hingegen nur eine. Um dies zu verdeutlichen, hatte Bien die Schmetterlingsarten auf einem Endlospapier zusammengetragen. Im Spessart habe es den reinen Buchenwald in den letzten Jahrhunderten nicht gegeben. Viele im Spessart heimischen Tier- und Pflanzenarten seien „Einwanderer“. „Dass sie bei uns überleben konnten, verdanken sie den Landwirten“, erklärte Bien. Sie haben offene Flächen als Lebensgrundlage geschaffen. Der Flächenbewuchs wurde durch das Mähen mit der Sense und durch das Halten von Weidevieh kurz gehalten. Infolge der „Flurbereinigung“ verschwand das Biotopnetzwerk der Agrarlandschaft. Durch den Einsatz von Herbiziden wie Glyphosat wurden Ackerwildkräuter und somit die Nahrungsgrundlage für viele Insekten vernichtet.

Hobbybotaniker Klaus Weismantel gab nach den Erläuterungen Biens einen Überblick über die 180 Tagfalterarten und informierte die Zuhörer über die Lebenszyklen, das Aussehen und besondere Merkmale der Schmetterlinge. Das Publikum erfuhr, welche Arten besonders geschützt oder bedroht sind, an welchen Orten sie in der Gemeinde Jossgrund und in der Umgebung vorkommen und welche Bedingungen sie benötigen. Hochwertiges Bildmaterial hatte Hobbyfotograf Franz Walter beigesteuert, darunter auch Videoaufzeichnungen von der Fortpflanzung eines Schmetterlingspaares und der Nahrungsaufnahme einer Raupe.

"Die Verbuschung von Feucht- und Trockenlebensräumen, Trockenlegung von Feuchtwiesen, Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln, Anpflanzen von Fichtenmonokulturen, Umwandeln von Mager- in Fettwiesen, Vernichtung von Ackerrandstreifen sowie Klimaveränderungen sind Gründe, die für den Rückgang der Tagfalterarten verantwortlich sind", erläuterte Weismantel. Wolle man den Naturschutz sinnvoll betreiben, müsse man die Arten, die man schützen möchte, erkennen und in der Lage sein, sie zu unterscheiden, verdeutlichte er. Eine Blühwiese anzulegen, bringe wenig, wenn man nicht auch das Nahrungsangebot für die Raupen fördere, wie zum Beispiel Eicheln, Salweiden, Pappeln, Birken und Schlehen. In einem Waldstück in der Gemarkung Jossgrund läuft derzeit ein Projekt mit freiwilligen Helfern, um die Lebensbedingungen bestimmter Tagfalterarten zu optimieren.

Wer nicht am Vortrag teilnehmen konnte, hat die Möglichkeit, am Montag, 11. März ins Bürgerhaus nach Oberndorf zu kommen. Dort wird die Präsentation wiederholt.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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