2015_03_25 Berauschende, facettenreiche Bläsersinfonik

Musikverein Oberndorf bot einen abwechslungsreichen musikalischen Rückblick aufs Jubiläumsjahr – Anspruchsvolle neue Werke einstudiert –Solisten überzeugten erneut

„Das vergangene Jubiläumsjahr war ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte“, betonte Rita Weismantel anlässlich des Frühjahrskonzertes der Musikvereins Oberndorf im Bürgerhaus in Oberndorf.

Und wie schön es war, sich an dieses Jahr musikalisch zu erinnern, dies machte das Orchester mit seinem vielseitigen und abwechslungsreiche Programm deutlich, das so manche Höhepunkte der zurückliegenden Veranstaltungen noch einmal zu Gehör brachte. Berauschend und mitreißend, melancholisch und energiegeladen boten die rund 70 Musiker und Musikerinnen Werke verschiedener Musikstilrichtungen. Energisch durchgeformt , mit voller Klangwucht und starken melodischen Akzenten setzte das Orchester mit Verdis Oper Nabucco ein erstes Ausrufezeichen. Doch nicht nur Wiederholungen , auch neue Stücke hatte der Musikverein sin seinem Programm. Die Emotionen des Jubläumsjahres, die Spannungen die Erwartungen, die Anstrengungen und die Freude wurden mit Philip Sparke „Music for a Festival“ verdeutlicht. Eine anspruchsvolle Neueinstudierung, an die sich Dirigent Jens Weismantel gewagt hatte. Viele Takt - und Rhythmuswechsel bedeuteten hohe Anforderungen an die Musiker. Mit dem facettenreichen Klanggemälde stellte das Orchester, insbesondere Josef Weismantel am Fagott, seine unbändige Musizierfreude wie sein instrumentales Können einmal mehr unter Beweis .Johan de Meijs „Songs from the Catskills“ rief die Eröffnung des Kultursommers durch den MVO noch einmal ins Gedächtnis. Die vielen irischen und schottischen Einwanderer in den Catskill Mountains , einem herrlichen Naturschutzgebiet in Bundesstaat New York, verzauberten den Komponisten de Meij so sehr, dass er Stücke aus der amerikanischen wie der europäischen Volksmusik zu einer Symbiose zusammenführte, die den Zuhörer ins Träumen versetzt. Sentimental und auch stürmisch hat das Blasorchester diese wunderbare Komposition aus Ruhe und Kraft, Frieden und Erhabenheit interpretiert. Ebenfalls wieder die Gefühle im Jubiläumsjahr widerspiegelnd, ließ Weismantel mit „Danzon No. 2“ ein Werk des mexikanischen Komponisten Arturo Marquez erklingen . Viele Stimmungswechsel - von sehnsuchtsvoll-leidenschaftlich bis anpackend- kämpferisch - sind darin enthalten. Hoch komplex verknüpft das Werk die melancholische südamerikanische Atmosphäre mit schwungvollen Rhythmen.

Eher traditionelle Werke eröffneten den zweiten Teil nach der Pause. Zunächst erklang der „Florentischer Marsch“ von Julius Fucik und danach „Ein halbes Jahrhundert“ von Very Rickenbach. Schließlich schlug noch die Stunde der Solisten. Mit den Titeln „All night long“ von Lionel Richie , „You can leave your hat on“ von Joe Cocker und „Long Train Running“ von den Doobie Brothers in einen Arrangement von Stefan Bien und vom Rollertoaster-Quartett gerockt, erinnerte der Musikverein an das eindrucksvolle „Blasmusik-will–rock-you-Konzert“ . Die legendäre Kultstimme der Blues- und Rockgeschichte, Joe Cocker ist im vergangenen Jahr leider verstorben. In Jossgrund hat die Rockikone aber in Frank Zich aber einen unvergleichlichen Imitator gefunden , der mit seiner Reibeisenröhre und den Cocker–typischen Bewegungen das Publikum bis in die letzten Reihen zu elektrisieren wusste. Klar, dass sich das Orchester nach langen Standing Ovations nicht ohne Zugabe verabschieden durfte. Mit der konnten dann die feurigen , jungen Damen Diana Desch , Christina Haberkorn und Isabella Leisgang stimmlich und optisch das abschließende Sahnehäubchen mit „America“ aus dem Musical „West Side Story“ auf ein berauschendes Konzert geben.
Text und Fotos von Monika Fingerhut

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