2015_09_09 Herrlich schräg und komisch: Kult-Comedyduo Hiltrud und Karl-Heinz in der Fabrik

Notorisch zeternde Unikate mit viel positivem Denken – Aberwitzige Gesangseinlagen und leidenschaftlicher Ausdruckstanz – Lachtränen beim begeisterten Publikum
Mit ihrem Programm „Mer waas es net, mer munkelts nur“ versetzten die beiden Vollblutkomödianten Hiltrud (Petra Giesel) und Karl-Heinz (Frieder Arndt) die Kleinkunstbühne „Die Fabrik“ in Oberndorf in erheiterndes Beben .

Dabei begaben sich die beiden auf spiritistische Wanderschaft zwischen Alltagsgezeter und elementaren Lebenserkenntnissen .Das Publikum im ausverkauften Saal kannte kannte die beiden bereits aus Fernsehbeiträgen und von Bühnenauftritten in großen Hallen. In der heimeligen Atmosphäre der Kleinkunstbühne entfaltete das urkomische Bühnentreiben der Hanauer Künstler aber seinen ganz besonderen Reiz. In enger Tuchfühlung mit dem Publikum steigerten sie den Lachdrang der Besucher bis an die Schmerzgrenze . So manches Mal krümmten sich die Zuschauer vor Lachen und wischten sich die Tränen aus den Augen. Zu punkten wussten sie besonders mit ihren Gesangseinlagen . Dabei erwiesen sie sich nicht nur als Sprachvirtuosen, sondern auch als respektables Gesangsduo. Ob da der Presley-Song zum kaufkritischen ‚In the Netto“ mutierte oder der allseits bekannte 70 er Jahre- Schlager „Immer wieder sonntags“ , die griechische Nachbarschaft beim „Moussaka-Singen“ persiflierte, charmant ,leidenschaftlich und überzeugend versprühte das Duo seine humoristischen Weisheiten. Brüllend komisch zelebriert, mit einem melodramatisch gesungenen „Schau mich bitte nicht so an“ war der verzweifelter Versuch Frieder Arndts (als Nachbarin Frau Ebersberger) gegenüber einer lockenden Schwarzwälderkirsch-Torte standhaft zu bleiben. Der Inhalt ihres Programmes zentrierte sich vornehmlich auf gegenseitiges Genörgel ,hier und da angereichert mit besonderen Alltagserfahrungen. Wenn Hiltrud nicht gerade an ihrem Gatten herummäkelte , waren es vor allem ihre schrillen Lachattacken, die gnadenlos in die Gehörgänge vordrangen. “Man muss schon eine Mordsvorstellungskraft haben, um die Schönheit des anderen zu erkennen“, brachte sie es auf den Punkt . Ja, positives Denken ist angesagt , insbesondere dann, wenn sich zwei so notorisch zeternde Unikate gegenüber stehen . Die eine im apart geblümten Kostümchen und beinumschmeichelnden, kniehohen Seidenstrümpfen, der andere im körperbetonten Graureiher, mit wuchtiger Hornbrille auf der Nase. Mit ihren schrägen Ausflügen in die Welt der Grabesreden und Verstorbenen begaben sich die beiden mitunter auf eine Gratwanderung des guten Geschmacks, verstanden es aber gekonnt den dramaturgischen Bogen rechtzeitig auf Unverfängliches zu lenken. Als wahre Könner im Ausdruckstanz legten sie zudem flotte Nummern aufs Parkett. Graziös und geschmeidig umgarnte Frieder Arndt dabei seine Partnerin. Unvergleichliche Liebeslyrik krönte sodann das Ende des zweistündigen Programms. Als beide gefühlvoll und werbefilmreif „Merci, dass es Dich gibt“ intonierten, gab es kein Halten mehr. „Du bist das Rettungsboot in meinem Gartenteich. Du bist der Wurzelschmerz in meinem Weisheitszahn“, ja so kann das klingen , wenn sich zwei wirklich gut verstehen. Petra Giesel und Frieder Arndt tun dies als Karl-Heinz und Hiltrud auf der Bühne und als gute Freunde im wirklichen Leben. Das Geheimrezept ihrer tollen Zusammenarbeit: „Durchhalten, Durchhalten, Durchhalten“ .

Text und Fotos von Monika Fingerhut

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