2017_05_18 Aufstand der Tiere in der Fabrik

Schauspielnachwuchs beeindruckt mit neveauvollem Jugendtheater - zwei ausverkaufte Vorstellungen - großes Lob vom Vereinsvorstand

„Animal Farm“, zu Deutsch: „Farm der Tiere“ lautet der Titel des gesellschaftkritischen Stücks, das die Jugendlichen der Theatergruppe „Inkognito“ am zweiten Wochenende im Mai zweimal erfolgreich im ausverkauften Saal auf die Bühne der Kulturfabrik brachten.

Unter der Regie von Heike Birkler hatten die zwölf Jugendlichen aus allen vier Ortsteilen im Alter von 13 bis 16 Jahren das anspruchsvolle Theater innerhalb von acht Monaten einstudiert. Manche von ihnen besetzten sogar mehrere Rollen, wenn sie nicht eine der Hauptrollen spielten. Die Geschichte von George Orwell aus dem Jahr 1945 handelt von einer Farm in England. Mr. Jones, der Besitzer, behandelt seine Tiere schlecht, sodass sie sich eines Tages gegen ihn auflehnen. Die Revolution beginnt mit der Kampfesrede des alten Zuchtebers „Old Major“. Bevor er stirbt, ruft er die Tiere auf, gegen die Menschen zu rebellieren. Den intelligenten Schweinen gelingt es, den Bauern von der Farm zu jagen und das Kommando zu übernehmen. Alle Tiere sind zunächst glücklich und zufrieden. Sie dürfen das selbst erarbeitete Futter ernten und müssen nicht mehr warten, bis es ihnen der geizige Herr vorsetzt. Die Sonntage beginnen am Fahnenmast. „Alle Tiere sind gleich“, die sieben Gebote des Animalismus an der Stallwand regeln das Zusammenleben, wobei alle die gleichen Rechte haben. Doch irgendwann beginnen die Schweine, die anderen Tiere zu unterdrücken. Alle hören auf Napoleon. Er hat immer Recht. Auch wenn manche Tiere bald „gleicher“ sind als andere. Die Gebote werden zum eigenen Vorteil umgeschrieben. Hufe und Horn werden auf der grünen Flagge durch Rüssel und Ringelschwanz ausgetauscht, damit man schon von weitem sieht, wer auf dem Hof jetzt das Regiment führt. Schließlich ziehen die Schweine ins Herrenhaus, um in Ruhe „arbeiten“ zu können. Sie trinken Alkohol, schlafen in Betten, bereiten in der Küche ihre Mahlzeiten zu und spielen im Wohnzimmer. Am Ende ist alles noch schlimmer als vor der Revolution. Die Schauspieler tragen keine Tiermasken. Sie setzen Mimik, Körperhaltung und Sprache gekonnt ein und spielen glaubwürdig Gefühle wie Angst, Wut, Verzweiflung und Trauer. Die  Tierarten unterscheiden sich durch verschiedene Farben in der Kleidung. Die Tiere sind durch gelbe Ohrmarken gekennzeichnet und gehen barfuß. Die Menschen tragen Mäntel, Schuhe und Kopfbedeckungen. Nicht nur die Kostüme, sondern auch das Bühnenbild haben die Jugendlichen selbst gestaltet. Holzmuster auf einem Stück Stoff diente als Bretterwand. Spinnweben waren um die alten Stall-Laternen gewickelt. Zudem sorgten Stroh-Attrappen und echtes Stroh für das richtige Stall-Feeling. Die Zuschauer verfolgten gespannt die gelungene Inszenierung und sparten sich die Beifallsstürme bis zum Ende auf. Auch die Gäste von der Theatergruppe „Zusammenspiel“ waren ziemlich begeistert. Sie stammen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. Für sie sei Theater eine gute Möglichkeit, Deutsch zu lernen, betonte die Betreuerin Nicole Kowalski. Heike Birkler war voll des Lobes für die Nachwuchsschauspieler. „Zu sehen, wie sie sich entwickelt haben, ist einfach nur schön“, schwärmte auch Schauspielleiterin Dr. Monika Fingerhut.

Mitwirkende: Judith Kleespies: Erzählerin; Johanna Birkler: Napoleon (Schwein); Maxine Bergler: Quieker (Schwein); Anouk Weismantel: Schneeball (Schwein); Jungschwein, Henne, Mr. Pilkington; Merlin Porter: Mr. Jones, Moses (Rabe), Katze, Minimus (Jungschwein); Laurén Schneckenberg: Old Major (alter Zuchteber); Kleeblatt (Mutterstute), Henne; Jonathan Birkler: Boxer (Ackergaul), Jungschwein; Helena Gottfried: Mollie (junge Stute), Mrs. Whymper (Anwältin), Bauer; Paula Dederich: Benjamin (alter Esel), Henne; Nina Sachs: Mathilda (Ziege), Henne; Clara Amberg: Henne, Bauer, Jungschwein; Joana Kleespies: Henne, Bauer, Stallbursche.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

 

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