Fastenwanderung zum Messbuchstein

"NOT" - fünfte Fastenwanderung hält erneut Überraschungen bereit - Impulse zum Nachdenken - Wissenswertes zur Geschichte

Das „Gute-Stube-Team“ hatte zum fünften Mal in Folge eine interessante Fastenwanderung organisiert.

Optimales Frühlingswetter lockte mehr als 30 Teilnehmer an einem Sonntagmorgen in der vorösterlichen Zeit zum Startpunkt nach Burgjoß. Ziel war der „Meßbuchstein“ zwischen dem Hanauer Berg und dem Stacken bei Mernes. Unterwegs hörten die Wanderer geistige Impulse zum Thema „Not“, dem Motto der Veranstaltung. Darüber hinaus erfuhren sie Wissenswertes zur Geschichte der hessisch-bayerischen Grenzregion.

Margot Kleespies eröffnete die Wanderung mit einem Text über Stolpersteine. Nach einem leichten Anstieg durfte die Gruppe einen herrlichen Ausblick genießen bevor es ins gemeindefreie Gebiet ging. Natur- und Landschaftsführer Eddy Röder informierte dort die interessierten Teilnehmer über die Historie der Weiler Emmerichsthal und Deutelbach. Emmerichsthal verdankt seinen Namen einem Mainzer Bischof und Kurfürsten namens Emmerich. Unter seiner Herrschaft war Mitte des 18. Jahrhunderts im Steinbachtal, einem Seitental der Jossa, eine Glashütte errichtet worden. Deutelbach gehörte einmal zu Jossgrund und wurde vergessen, als die anderen Ortsteile 1867 nach bayerischer Herrschaft zum Königreich Preußen kamen.

Katja Röder konfrontierte die Gruppe dann mit einer Geschichte, die deutlich machte, wie schwer es manchmal sein kann, angebotene Hilfe anzunehmen. Weiter ging es durch ein Stück unwegsames Gelände, bevor die Wanderer den Messbuchstein erreichten. Seine ungewöhnliche Form, die an ein aufgeschlagenes Messbuch erinnert, hat ihm den Namen gegeben. „Der Stein erinnert an schwere Zeiten, an Mühe und Not“, sagte Natur- und Landschaftsführer Winfried Imkeller, der ebenfalls dem „Gute-Stube-Team“ angehört.

Im 30-jährigen Krieg soll der Fels ein Zufluchtsort gewesen sein, zu dem die Gläubigen aus Mernes gingen, um dort die Heilige Messe zu beten, denn ihre Kirche war von den Schweden belagert. Imkeller erinnerte an die Folgen des Krieges und der Pest und an die Geburt eines Kindes nach vielen Jahren als Zeichen der Hoffnung und eines neuen Anfangs.

Bevor die Wanderer einige Laibe „Kratzekuche“ – in Notzeiten ein Restprodukt aus zusammengekratzten Brotteigresten - untereinander teilten, hörten sie noch einen Text über das Brot, das viele Menschen satt machte, ohne dass jemand davon gegessen hatte. Zum Schluss waren die Teilnehmer eingeladen, zu berichten, wie sie selbst einmal in Not geraten waren. Zwei von ihnen ließen die Gruppe an ihren schicksalhaften Erlebnissen teilhaben.

Nach der rund dreistündigen Tour nutzten viele die Gelegenheit, am Fastenessen der KFD Oberndorf teilzunehmen, dessen Erlös bekannten Hilfsprojekten in Indien und Nigeria und aus aktuellem Anlass auch den Opfern des Wirbelsturms in Idai in Afrika zugutekommt.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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