2017_05_27 Auf den Spuren der Vorfahren

Gruppe Heimatgeschichte Jossgrund und Hobbyhistoriker von Burgjoß gewähren umfangreiche Einblicke in die Vergangenheit des Spessartdorfs

Nach den Ortsteilen Oberndorf und Pfaffenhausen wurde nun auf Initiative der Gruppe Heimatgeschichte auch der älteste Ortsteil Burgjoß bei einem historischen Dorfrundgang unter die Lupe genommen.

Die Entdeckungstour startete am Holzhackschnitzelheizkraftwerk, das allerdings noch keine „echte“ Historie aufweisen kann. Im Jahr 2005 hatten 15 Personen im Zuge der Dorferneuerung die Initiative „Burgjoß weg vom Öl – hin zu grüner Energie“ ins Leben gerufen. Zwei Jahre später wurde die Genossenschaft „Bioenergiedorf Burgjoß“ gegründet. Der Vorsitzende Klaus Kleespies blickte auf eine erfolgreiche Umsetzung der Idee zurück.

Gleich neben dem Gebäude überquerte die Gruppe die Jossa und gelangte die in die Nähe der Burg, wo Horst Eich über die Wässerwiesen-Wirtschaft berichtete. Sie wurde bis zur Flurbereinigung in 1975 angewandt und war notwendig zur Sicherung der Viehhaltung. Das Wasser wurde in Gräben und von dort über die Hänge geleitet, um mehr Erträge zu erzielen. Durch die „Rieselwiesen“ war es möglich, das drei Wochen früher zu mähen. Spuren dieser Methode sind heute noch in der Nähe der Burg zu sehen. Sie ist das Wahrzeichen von Burgjoß. Von Eich erfuhren die Teilnehmer, wer einst in den Gemäuern die Macht hatte. Erbaut wurde sie von den Herren von Steckelberg. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten ihre Besitzer. Sie gehörte den Herren von Hutten, dem Mainzer Kurfürst und Erzbischof, dem Fürstentum Aschaffenburg, dem Großherzogtum Frankfurt am Main und dem Königreich Bayern. Zuletzt stand sie unter preußischer Herrschaft. Heute sei sie die „fürstliche Residenz“ der Bediensteten im Forstamt, erklärte Eich mit einem Schmunzeln. Ihren Namen erhielt die Gemeinde vom Flüsschen Jossa, das auf einer Strecke von 32 Kilometern über 200 Höhenmeter durch das schöne Tal fließt. In Hessen gibt es zwei weitere Flüsse mit demselben Namen, wie Eich wissen ließ.

Klaus Kleespies leitet nicht nur die Energiegenossenschaft, sondern auch den Verkehrs- und Dorfverein, dessen Mitglieder mit viel Liebe und Engagement den Burgwiesenpark in Schuss halten. Am Kneippbecken hielt Kleespies einen Rückblick auf die Anfänge des Fremdenverkehrs und auf Verschönerungsmaßnahmen im Park. Dieser befindet sich direkt gegenüber des Schafhofs. Ludwin Müller berichtete, dass 2008 elf Privatpersonen das Gelände mitsamt dem Gebäude ersteigerten und es in neuem Glanz erstrahlen ließen.

Weitere Informationen erhielten die Teilnehmer über das Dorfgemeinschaftshaus, welches 1966 errichtet wurde und einst Rathaus, Feuerwehr und Kindergarten beherbergte. Über die Quellen und die alte Mühle, die Waldarbeitersiedlung und die Trinkwasserversorgung wusste Müller ebenfalls Vieles zu erzählen.

Auch über den Fuchsbau, der zurzeit renoviert wird und früher als Posthalterei diente. Am sogenannten Brezelpark befanden sich die Stallungen für die Pferde. Horst Eich gewährte zuvor Einblicke in die Geschichte der Kirche, die zusammen mit dem Pfarrhaus und dem Kriegerdenkmal ein Ensemble bildet.

An der „alten Hofreite“ wartete Franz Schreiber, um mit den Zuhörern in die Vergangenheit des ältesten Bauernhofs einzutauchen. Sie reicht zurück ins Jahr 1660. Schreibers Großvater war lange Zeit Bürgermeister von Burgjoß. Seit einigen Jahren ist das Anwesen denkmalgeschützt.

Nach den Informationen von Alois Albrecht über die alte Schmiede sowie über die Baracke, die für Heimatvertriebene als Behelfsunterkunft nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut worden war, ging es zurück zum Ausgangspunkt. Im Hackschnitzelheizkraftwerk ließ man die Infotour bei Kaffee und Kuchen ausklingen.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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