Wo das Kirchweihfest Kerb heißt

Lettgenbrunner Kirchweih - alte Traditionen und buntes Musikprogramm - zwei Festgottesdienste und ökumenische Andacht in der Dreschhalle

Jede Kirchweih in den einzelnen Ortsteilen hat ihren eigenen Charakter. In Lettgenbrunn, wo aufgrund der besonderen Historie am wenigsten Jossgrunder Dialekt gesprochen wird, feiert man Kerb. Ort des Geschehens ist auch kein Festzelt wie in den Nachbarorten, sondern eine alte Dreschhalle, die jährlich zum dreitägigen Fest fein herausgeputzt wird.

Repräsentanten sind - wie auch in den anderen Ortsteilen - junge Leute, die auf den Erhalt von Traditionen großen Wert legen. Acht junge Männer, in Lettgenbrunn nennen sie sich „Kerbmeister“, hatten sich im Garten des Kerbmädchens Hannah eingefunden, um das auszugraben, was dort beim Festausklang im vergangenen Jahr beerdigt worden war. Mit der Zeremonie war Hannah quasi für das Amt bestimmt worden. Sie hätte unter normalen Umständen am ersten Kerbtag ihren 18. Geburtstag gefeiert. Doch schließlich ist es eine Ehre, Kerbmädchen zu sein. Mit Spaten machten sich die Kerbmeister ans Werk und förderten zunächst diverse Beigaben und dann eine Flasche Weißwein zutage, die mit vereinten Kräften geleert wurde. Bei einem Umtrunk und leckeren Mohnkugeln verfolgten Freunde, Verwandte und Kollegen der Familie die imposanten Grabungsarbeiten.

Nach getaner Arbeit machte sich die Festgemeinde auf den Weg durch das Dorf zum Festplatz, wo eine geschmückte Birke schon bereit lag, um als Kerbbaum aufgestellt zu werden. Das gelang den jungen Burschen ohne große Mühe. Kerbvater Nico begrüßte in der Halle die Gäste und bedankte sich bei Vereinen und Sponsoren, die das Fest ermöglichten. Als Hannah und Nico mit Bravour den Kerbtanz eröffneten, füllten sofort weitere junge Paare den Tanzboden.

Nach einer langen Nacht mit der Band „Head Phone“, die mit Klassikern aus der Rock- und Popmusikgeschichte und aktuellen Hits aus den Charts für Tanzvergnügen sorgte, begann der Kirchweihsonntag mit zwei Festgottesdiensten. In Lettgenbrunn feiert nämlich jede Konfession für sich im jeweiligen Teil der Doppelkirche. Anschließend zogen alle Gottesdienstbesucher vereint zur Dreschhalle. Dort hielten Pfarrer Stefan Kümpel von der katholischen Kirchengemeinde Bad Orb und die neue Pfarrerin Jutta Ehlers von der evangelischen Kirchengemeinde Lohrhaupten, Kempfenbrunn, Flörsbach und Lettgenbrunn auf der Bühne eine kurze ökumenische Andacht. Für Ehlers war es die erste Kirchweih. Sie interpretierte in ihrer beeindruckenden Ansprache den Text eines bekannten Kirchenliedes.

Für ein paar Tage kehrte auch der Sommer zurück, sehr zur Freude der Veranstalter und Besucher. Die ließen sich ein reichhaltiges Speiseangebot schmecken. In der „Burg Beilstein“ war abends die Bar und nachmittags die Kuchentheke untergebracht. Für zünftige Unterhaltung sorgten die „Kärrners Buam und Madeln“ aus Bad Orb. Den stimmungsvollen Festausklang am Montag umrahmte das Trio „Querbeet“. Die kleinen Festbesucher konnten sich an allen Festtagen mit diversen Attraktionen auf dem Rummelplatz vergnügen.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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