Ein Dorf im Ausnahmezustand

Oberndorfer feiern drei Tage Kirchweih - Kiertraditionen - Silbernes Priesterjubiläum - abwechslungseiches Programm - Nachwuchsmusiker und -tänzer treten auf

Die „Öberndürfer Kier“ bildet den Abschluss im jährlichen Reigen der Jossgrunder Kirchweihfeste. Sie startete mit dem traditionellen Aufstellen des Kierbaums. Eine Zeremonie, die normalerweise von zahlreichen Schaulustigen verfolgt wird. Ihre Anzahl hielt sich im Regensommer 2017 allerdings in Grenzen.

Ebenso wie am Abend beim Abholen der Kiermutter. Ihre Vorgängerinnen aus den vergangenen zehn Jahren hatten fast den ganzen Tag bei ihr zu Hause verbracht, um Kiersträuße mit Krepppapierstreifen zu schmücken und sich auf das dreitägige Fest einzustimmen. Musikverein und die 25 Kierburschen, frisch gestylt in ihren grünen Poloshirts und blauen handgefertigten Bommeln, marschierten abends durch die Burgjosser Straße, um die Festrepräsentantin an deren Elternhaus abzuholen. Im Garten war sogar ein kleines Zelt errichtet, damit die Zuschauer nicht im Regen warten mussten. Dem Kiervater Nico dürfte die Entscheidung für eine Begleiterin nicht so schwer gefallen sein wie seinem Vorgänger im vergangenen Jahr. Der hatte die Qual der Wahl zwischen zwei Zwillingsschwestern, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Da aber nur ein Mädchen das würdevolle Amt übernehmen darf, hatte er sich für Theresa entschieden. Als nun Katharina, die zweite Kiermutter aus dem Hause  Schmitt, Arm in Arm mit dem Kiervater die Schwelle der Haustür überschritt, war der Jubel bei den Zuschauern groß. Unter Musikbegleitung ging es gemeinsam in Richtung Festzelt, wo zum Sound der „Rhönrebellen“ kräftig gefeiert wurde.

Am Sonntag herrschte wesentlich besseres Kierwetter. Die Festgemeinde traf sich am Morgen zu einem lebendigen Kirchweihgottesdienst in der Sankt-Martins-Kirche. Pater Klaus Desch, ein gebürtiger Oberndorfer, feierte sein Silbernes Priesterjubiläum. Während seiner Ansprache blickte er zurück auf die letzten 25 Jahre, von denen er die meisten in Nigeria verbrachte. Günter Birkler vom Verwaltungsrat gratulierte dem Jubilar und dankte den vielen Helfern, die beim Kirchweihfest Dienst tun. „Schöne Landschaften gibt es überall“, so der Priester. „Es sind die Menschen und die Begegnungen, die ein Dorf prägen“. 25 Messdienerinnen und Messdiener füllten den Altarraum. Umrahmt wurde der Gottesdienst mit Orgelmusik und den rhythmischen Klängen der „Jesus-Band“ mit Blasinstrumenten, Gitarren, Cajon und Gesang.

Nach dem Kirchgang tanzte das Kierpärchen ein Ständchen zu den Klängen des Musikvereins Burgjoß, der die Festgemeinde anschließend zum Zelt begleitete und den Frühschoppen gestaltete. Am Nachmittag unterhielt das Jugendorchester Oberndorf die Besucher mit flotten Melodien, bevor die „Dancing Queens“ von „Pure Energy“ sie mit einem Tanz zu fetzigen Rhythmen begeisterten. Draußen veranstaltete der Narrenclub diverse Spiele für die kleinen Festgäste, für die auf dem Rummelplatz auch Kinderkarussell, Buden und Autoskooter zur Verfügung standen. Genauso viel "Abwechslung" wie beim Wetter gab es erfreulicherweise auch beim Unterhaltungsprogramm. Bevor am Abend das Stammorchester des Musikvereins Oberndorf zum Tanz aufspielte, gefiel das Ehemaligen-Orchester, das zum 50-jährigen Bestehen gegründet wurde und immer noch sehr aktiv ist. Der Frühschoppen am Kiermontag lag ebenfalls in den Händen der Oberndorfer Musiker. Zum Ausklang des beliebten Heimatfestes stand die Band „Rebel“ auf dem Programm.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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