Kirchweihfest Pfaffenhausen - Start mit Hindernis

Der Beginn der "Pfaffehäiser Kier" und das Aufräumen danach waren ziemlich verregnet. Doch das tat der Feierlaune keinen Abbruch.

Freitagsabends hatte die Band „Crossfire“ vor allem das junge Publikum bereits in Feierstimmung versetzt. Offiziell beginnt das Kirchweihfest aber erst samstags mit dem Aufstellen des Kierbaums. Dieser Festakt verzögerte sich allerdings um eine ganze Weile, denn um 15 Uhr, als die Prozedur losgehen sollte, zog ein heftiges Gewitter über Pfaffenhausen.

Die Zuschauer, die sich am Sportplatz eingefunden hatten, fanden Unterschlupf im Zelt und ließen sich ihre Furcht nicht anmerken. Der Musikverein Höchst hätte auf dem Fußballrasen die Zeremonie umrahmen sollen. Stattdessen nahmen die Musiker im Zelt auf der Bühne Platz und trotzten den Donnergeräuschen mit fröhlichen Klängen. Bei den fünf Kierburschen und Kiermutter Leonie lastete aufgrund ihrer geringen Anzahl ohnehin schon viel Arbeit auf wenigen Schultern, dann kamen sie auch noch völlig durchnässt aus dem Gemeindewald, wo sie einen Kierbaum gefunden hatten. Doch als sich das Gewitter verzogen hatte, lief alles nach Plan. Der Baum wurde mit einem Kranz und bunten Bändern geschmückt. Die waren gut verpackt in Plastiktüten trocken geblieben. Als der Kierbaum stand, jubelten die Zuschauer, der Musikverein spielte die passenden Kierhymnen und die Böllergruppe salutierte mit ohrenbetäubenden Schüssen. Es war übrigens der fünfte Kierbaum, denn der Brauch wurde bei etlichen Polterabenden von Festausschussmitgliedern im kleinen Stil schon viermal zelebriert. Im Zelt stach Leonie mit einem einzigen Schlag das Fass mit dem Festbier an.

Frisch geduscht ging es dann wenige Stunden später zu ihrem Elternhaus, denn dort standen das Ausgraben der Kier und das Abholen der Kiermutter an. Die Wartezeit verkürzten sich die vielen Schaulustigen mit angebotenen Getränken. Als die Kierburschen mit Musikbegleitung eintrafen, ging es zielstrebig auf die Wiese hinter dem Haus, um auszugraben, was im letzten Jahr beim Festausklang feierlich beerdigt worden war: eine Flasche Sekt, ein Stofftier und die Überreste des Kierstraußes. Für Leonie und Kierbursch Thomas galt es noch, zu den Blasmusikklängen den Kierwalzer zu tanzen. Dann ging es mit Marschmusik durch das Dorf zur Rot-weißen Arena, wo sich bis Montagnacht das gesamte Dorfleben abspielte und sich das Zelt, erstmals rot und weiß gestreift, optisch wunderbar einfügte. Sogar der Defibrillator zog für drei Tage von der Ortsmitte in die Austraße, um im Ernstfall Leben retten zu können.

Der Kiersonntag begann mit einem Festgottesdienst in der Kirche. Nach dem Gang auf den Friedhof begleitete der Musikverein Oberndorf die Gottesdienstbesucher zum Zelt und umrahmte den Frühschoppen. Tim Sinsel trug dort die von Simone Sachs verfasste Kierrede vor, die den großen Kierburschemangel, die erste Ehe, die aus der Partnerschaft mit Pfaffenhausen im Allgäu entstand, die Bürgermeisterwahl, den Pfarrerwechsel und den Auf- und Wiederabstieg der Fußballer thematisierte.

Neben einem reichhaltigen Speiseplan gehörte natürlich auch ein zeltfüllendes Musikprogramm dazu. Für Tanzvergnügen und ausgelassene Stimmung sorgten an den Abenden die „Grumis“, die „Wiesthaler“ und die „Würzbuam“. Einen Riesenspaß hatten auch die Kinder, besonders am Montagnachmittag, als sie sich in aufgeblasenen Bällen auf dem Wasserbecken vom „Kunterbunten Kinderzelt“ umhertreiben ließen. Die Vereinsgemeinschaft, die aus Feuerwehr, Sportverein, Chor, Kolpingfamilie, Tanzgruppe, Förderverein der Kirche und Bayern-Fanclub besteht, hatte wieder ein tolles Fest auf die Beine gestellt. Es endete, wie es die Tradition verlangt, mit dem Eingraben der Kier im Garten des Mädchens, das zur Kiermutter 2018 auserwählt wurde.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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