Projekte mit Vorbildcharakter

Staatssekretär Werner Koch besucht Jossgrund - zukunftsfähige Projekte als Beispiel für Vereinbarkeit von Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz begutachtet

Der Ortsteil Burgjoß stand im Fokus der Zukunftswochen „Ökonomie und Ökologie“, die die Hessische Landesregierung gestartet hat, um Einrichtungen und Projekte mit Vorbildcharakter für die Zukunftsfähigkeit in Augenschein zu nehmen.

Staatssekretär Werner Koch zeigte sich bei seinem Besuch des Spessartortes beeindruckt von dem, was die Bürger dort auf die Beine gestellt haben, um für die Gemeinde neue Zukunftsperspektiven zu erschließen. Bei einem Rundgang durch das Dorf mit Bürgermeister Rainer Schreiber, dem CDU-Landtagsabgeordneten Michael Reul und Mitgliedern des Gemeindevorstands und Gemeindeparlaments sowie Verwaltungsmitarbeitern wurden beispielhafte Objekte betrachtet.

Das Bioenergiedorf Burgjoß mit seiner Holzhackschnitzel-Heizanlage gilt als Beispiel dafür, dass sich Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz nicht ausschließen müssen. Im September 2010 ging das Kraftwerk ans Netz. Mittlerweile sind 156 Haushalte angeschlossen, die mit Wärme versorgt werden. 200 000 Euro des Drei-Millionen-Euro-Projektes wurden in Eigenleistung gestemmt. Das sei typisch für Jossgrund, erklärte der Rathauschef mit Stolz. „Wenn die Leute von etwas überzeugt sind, wird auch mit angepackt“. Durch die Einsparung von Heizöl werde der CO²-Ausstoß verringert. Ein weiteres Ziel sei die Wertschöpfung aus der Region, denn als Rohstoff werden heimisches Holz und die Abfälle vom Heckenschnitt verwendet, ebenso wie die abgegebene Wärme aus der Biogasanlage.

Durch den Burgwiesenpark ging es zur Ortsmitte, um weitere Projekte der in 2013 abgeschlossenen Dorferneuerung zu begutachten. Besucht wurde auch die hausärztliche Gemeinschaftspraxis, die 2011 auf dem Areal des Schafhofs eröffnet wurde. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, den Praxisstandort Jossgrund zu erhalten, sagte Schreiber. Allgemeinärztin Ute Christ räumte ein, dass auch die Politik gefordert sei, Anreize zu schaffen, damit junge Ärzte aufs Land ziehen. Die Praxis biete flexible Arbeitszeiten und seit der neue DRK-Bereitschaftsdienst in Burgjoß ansässig ist, müssten keine Nacht- oder Wochenenddienste geleistet werden. Entlastet wird die Landärztin von einer erfahrenen Mitarbeiterin, die in 2015 mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde zur NäPA (Nichtärztlichen Praxisassistentin) ausgebildet wurde.

Als letztes Projekt wurde das „Spessarthaus Schafhof“ inspiziert. Das Anwesen, das dem Verfall preisgegeben war, hatten im Jahr 2008 elf Personen ersteigert und damit die Basis für eine neue Nutzung geschaffen. „Die Gemeinde hätte das alleine niemals geschafft“, sagte Rainer Schreiber, Vorsitzender der Schafhof GmbH. In dem ortsbildprägenden Gebäude, direkt am Burgwiesenpark gelegen, befinden sich heute ein stilvoll eingerichtetes Café und eine Physiotherapie-Praxis sowie die Büros vom Landschaftspflegeverband, der Geschäftsstelle des Naturparks Hessischer Spessart und des Verbands Spessart Regional. Geschäftsführerin des LPV, Barbara Fiselius, stellte Projekte vor, die zur Steigerung der Biodiversität gemeinsam mit Bürgerbeteiligung ins Leben gerufen wurden. Der LPV begleitet die Projekte fachlich und bietet Beratung und Schulungen an. Anschließend führte sie die Gruppe in das „Schaufenster Spessart“, wo sich Besucher über die Freizeitangebote informieren und Produkte aus der Region einkaufen können.

Beim Abschluss im Schafhof-Café übergaben Rainer Schreiber in seiner Funktion als Vorsitzender der IPS (Initiative Pro Spessart) und seine Stellvertreterin Barbara Madre eine Zusammenstellung zahlreicher Argumente gegen jegliche Bahntrassenführung durch den Nordspessart.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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