"500 Meilen für die Kier"

Jossgrunder und auswärtige Gäste feiern Kirchweihfest in Pfaffenhausen - Traditionen gepflegt - viel Musik - Kinderprogramm

Das Kierzelt in der Austraße war drei Tage und vier Nächte lang wieder einmal ein beliebter Anziehungspunkt für Jung und Alt.

„Für die Kier renn‘ ich 500 Meil’n, un vo mir aus soll’ns gleich 1000 sein“, der für das Kirchweihfest in Pfaffenhausen umgeschriebene Text zum Song „I’m Gonna Be (500 Miles)“ der schottischen Band „The Proclaimers“ beschrieb trefflich, was Pfaffenhäusern und auswärtigen Gästen das beliebte Heimatfest bedeutet. Dieses und andere Lieder wie „Böhmischer Traum“ und „Rock me hait nocht“ wurden angepasst auf Pfaffenhausen und zwischendurch immer wieder inbrünstig mit Musikbegleitung geschmettert.

Bereits am Freitagabend heizte die Band „Crossfire“ dem Publikum mächtig ein. Das Kierbaumaufstellen am Samstagnachmittag bildete vor zahlreichen Zaungästen aber erst den offiziellen Auftakt des Festes. Nicht weniger Interessierte fanden sich abends zum Ausgraben der Kier und dem Abholen der Kiermutter ein. Mit dem Begraben der Kier am Elternhaus von Lisa Amberg war vergangenes Jahr sozusagen besiegelt worden, dass sie Kiermutter 2018 wird. Die Musiker aus Gelnhausen-Höchst wären ziemlich außer Atem gekommen, hätten sie die neun Kierburschen zu dieser Zeremonie zu Fuß begleitet. Lisa wohnt nämlich in der steilsten Straße des Dorfes. So ließen sie sich kurzerhand im Gerätewagen der Freiwilligen Feuerwehr zum Einsatzort transportieren, worüber sich die Zuschauer prächtig amüsierten. Als die Kierburschen mit Hacke und Spaten zutage gefördert hatten, was ein Jahr lang unter der Erde begraben lag, tanzte die Kiermutter mit Kierbursch Max zu den Klängen der Höchster Musikanten den Kierwalzer und wurde anschließend mit dem geschmückten Kiermobil in Begleitung der Musikkapelle und den vielen Zuschauern durch das Dorf chauffiert. Am Festplatz angekommen, ging es hinein ins Kiervergnügen, wo die „Partyräuber“ das Zelt zum Beben brachten.

Der Kiersonntag startete mit dem Festgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche, wo fünf neue Ministranten feierlich in den Dienst aufgenommen und sieben verabschiedet wurden. Nach der Gräbersegnung auf dem Friedhof begleitete der Musikverein Oberndorf die Gottesdienstbesucher zum Festplatz und umrahmte im Zelt den Frühschoppen mit zünftigen Klängen. Auch Pfarrer Daniel Göller erklomm den „Kierburschedüüsch“, um mit Lisa und den jungen Männern auf das Kirchweihfest anzustoßen. Sein Konzelebrant, Kaplan Risto Samardziski aus Mazedonien lernte dabei gleich die deutschen Gepflogenheiten kennen. Die Helfer hinter der Essenstheke hatten alle Hände voll zu tun, um den Ansturm der hungrigen Gäste, den „ganz normalen Sonndichsmittochswahnsinn“, zu bewältigen.

Tradition hat in Pfaffenhausen auch die Kierred‘. Darin erinnerten zwei Kierburschen daran, was sich übers Jahr zugetragen hatte. Am Abend sorgten die „Bavarian Beat Boys“ für ausgelassene Stimmung im Kierzelt, bevor am Montagmorgen der Musikverein Oberndorf erneut zum Frühschoppen aufspielte. An allen drei Tagen ließen sich die Besucher mit den üblichen Festzeltschmankerln, Pfaffenhäuser Kier-Döner und hausgemachten Kuchen und Torten verwöhnen. Die Vereinsgemeinschaft hatte natürlich auch an die kleinen Gäste gedacht. Neben Attraktionen auf dem Rummelplatz verblüffte am Kiermontag der Zauberkünstler Klaus Löffert aus Sinntal alias „Käptn Ballon“ die Kinder nebst Kierburschen und Kiermutter, die sich im Feuerwehrhaus zur Zaubershow eingefunden hatten. Alle Kinder bekamen von ihm anschließend eine Wunschfigur aus Luftballons modelliert. Zum Festausklang sorgte die Band „Obacht“ noch einmal für Gaudi im Zelt. Die Kierburschen hatten in dieser Nacht noch eine letzte Pflicht zu erfüllen. Am Elternhaus der Kiermutter 2019 wurde die Kier zu Grabe getragen, bevor sie im nächsten Jahr zu neuem Leben erweckt wird.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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