Regionale Daten der Spessartkommunen

Entwicklung der Einwohnerzahlen vorgestellt - Maßnahmen greifen beim Erhalt der Einkaufsmöglichkeiten,  Verbesserung der Mobilität und ärztlicher Versorgung

Die Bevölkerungszahlen sind in den letzten Jahren wieder gestiegen, auch in den Spessartgemeinden. Im Bürgerhaus Jossgrund referierte Sabine Jennert von „Spessart regional“ über die Entwicklung der Einwohnerzahlen in den Jahren 2000 bis 2016.

Die letzte Erhebung aus dem Jahr 2011 bildete die Basis für diverse Strategien, um dem Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken. Damals wurde ein stetiger Rückgang der Einwohnerzahlen prognostiziert. Die Daten seien nicht immer rosig gewesen, erinnerte Rainer Schreiber, Bürgermeister von Jossgrund und Vorsitzender von „Spessart regional“. Mittlerweile ist die Talsohle durchschritten, wie anhand einer Grafik zu erkennen war.

Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung habe neben den Geburten und Sterbefällen auch der Zu- und Wegzug, erläuterte Jennert. Den größten Anteil der Menschen, die wegziehen, sei in der Berufsfindungsphase zu suchen. In der Phase der Familiengründung kehrten viele wieder in ihre Heimatorte zurück. Später komme ein Wegzug seltener vor, denn ab einem gewissen Alter ziehe man kaum noch um. Allerdings fallen die Prognosen für Jossgrund weiterhin negativ aus, ebenso für die Nachbargemeinde Flörsbachtal. Bad Orb verzeichnet dagegen einen enormen Zuzug. In der benachbarten Kurstadt ist aber auch der Altersdurchschnitt am höchsten.

Alle Vertreter der verschiedenen Gemeinden waren sich einig darin, dass die steigenden Zahlen kein Grund seien, sich entspannt zurückzulehnen. Die positive Entwicklung, so die Regionalmanagerin, sei unter anderem auf die Zuwanderung von Asylsuchenden zurückzuführen, die auch eine Verjüngung der Bevölkerung zur Folge habe. „Das ist aber in singuläres Ereignis“, räumte Jennert ein. Langfristig werde die Zahl der Bevölkerung wieder zurückgehen, vor allem die Zahl der Erwerbstätigen. Laut Bad Orbs Bürgermeister Roland Weiß könnten die Prognosen besser aussehen, wenn aktuellere Zahlen vorliegen würden. Dem stimmten auch Rainer Schreiber und Frank Soer, Bürgermeister von Flörsbachtal zu. Beide Gemeinden hatten vor ein paar Jahren einen Kindergarten schließen müssen und beraten jetzt aufgrund gestiegener Nachfrage eine Erweiterung des Betreuungsangebots.

Sabine Jennert wies darauf hin, dass es wichtig sei, eine Tendenz vor Augen zu haben, um Entwicklungen voranzutreiben. Das ÖPNV-Angebot habe sich inzwischen verbessert. „So langsam greifen die Maßnahmen. Es gibt nur wenige Orte, die keine Verkehrsanbindung haben. 99 Prozent der Bevölkerung erreichen in 15 Minuten eine Einkaufsmöglichkeit, das ist enorm gut“, verdeutlichte die Expertin. Auch in der Nahversorgung seien negative Prognosen nicht eingetreten. Es steige das Bewusstsein, dass es wichtig ist, in der Nähe einzukaufen, um das Angebot zu halten. Auf die ärztliche Versorgung habe der Regionalverband jedoch wenig Einfluss wegen der Auflagen der Kassenärztlichen Vereinigung, erklärte Jennert. Jossgrunds Rathauschef bezeichnete es als Glücksfall, dass eine Landärztin in seiner Gemeinde eine Praxis eröffnet hat. Er lobte das hervorragende Regionalmanagement sowie die guten Förderprogramme, die Anlass zur Hoffnung geben, dass die negativen Prognosen nicht eintreten.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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