"Jossgrund summt" ist Vorzeigeprojekt

Informationsabend in Burgjoß - Diplombiologin Maren Nowak vom Landschaftspflegeverband referiert über Artenschutz - Projekt "Jossgrund summt" beispielhaft

Die Gemeinde Jossgrund gilt kreisweit als Vorreiter bei den Aktivitäten, die heimische Artenvielfalt zu schützen. Auf Gemeindeflächen werde bereits auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet, teilte Bürgermeister Rainer Schreiber während des gut besuchten Informationsabends im Dorfgemeinschaftshaus Burgjoß mit.

Die Gemeinde, der Imkerverein Jossgrund und der Landschaftspflegeverband Main-Kinzig haben in 2015 das Projekt „Jossgrund summt“ gestartet, um die Bevölkerung zum Umdenken zu bewegen. Wohlwissend, dass dies ein dauerhafter Prozess werden würde. Doch die ersten Erfolge seien bereits in Sicht, berichtete Schreiber optimistisch. Die Imker fordern einen gänzlichen Verzicht von Pestiziden in der gesamten Kommune und haben in den letzten Monaten selbst schon viel für den Artenschutz getan.

Auf Gemeinde- und privaten Flächen haben sie 200 Salweiden gepflanzt und Blühflächen ausgesucht, die künftig nicht mehr so oft gemäht werden sollen. „Wir würden uns freuen, wenn wir noch mehr solche Flächen finden würden“, sagte der Vorsitzende des Imkervereins Jossgrund, Edwin Hagemann. In der Kneippbadanlage haben die Bienenzüchter Heu gemäht, zusammengetragen und gepresst. Und das alles auf schonende Weise, wie Hagemann mitteilte. 60 Heuballen lagern nun auf dem Hof des Bürgermeisters und können an Interessenten abgegeben werden, die das wertvolle Saatgut ausbringen. Als nächstes Projekt plant der Imkerverein den Bau von Insektenhotels. Hagemann betonte, dass es bei all den Bemühungen nicht alleine um die Bienen gehe.

Diplombiologin Maren Nowak vom Landschaftspflegeverband erklärte in ihrem Vortrag, wie wichtig eine blühende Landschaft als Nahrungsquelle für Bienen und andere nützliche Insekten ist. In öffentlichen Flächen wie etwa auf dem Gelände der Feuerwehr Burgjoß, wurden Beete mit Samen von Blühpflanzen angelegt. „Viele werden fragen“, so die Expertin, „ob das hier überhaupt nötig ist. Jossgrund hat eine tolle Landschaft. Doch ab der zweiten Junihälfte blüht nichts mehr, nur noch das Straßenbegleitgrün, das auch bald verschwindet“. Mithilfe einer Bilderpräsentation zeigte sie Beispiele, wie auch Privatleute Blühflächen als Nahrungsquellen für die Honiglieferanten und andere Insekten schaffen können. Jeder könne in seinem Garten Trittsteinbiotope anlegen, kleine wilde Ecken mit heimischen Arten für heimische Insekten stehen lassen und darauf verzichten, mit dem Mulchgerät zu mähen. Zudem riet sie davon ab, pollenfreie Blumensamen zu kaufen.

Schließlich solle es nicht so weit kommen wie in dem Film, den sie über ein bedeutendes Obstanbaugebiet Chinas zeigte. Dort lebt seit 25 Jahren kein Tier mehr. Zuerst wurden die Spatzen ausgerottet, weil man glaubte, sie würden den Menschen das Getreide wegfressen. Doch die Natur rächte sich. Insektenschwärme fielen über das Land her und wurden durch den Einsatz von Pestiziden vernichtet. Mit der Folge, dass jetzt Obstblüten von Menschenhand bestäubt werden müssen.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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