Ergebnisse der Bürgerversammlung - Daueraufgabe Dorfentwicklung

Daueraufgabe Dorfentwicklung – öffentliche Projekte vorgestellt – Schwesternhaus wird Familienzentrum – 23 private Projekte für eine Million Euro bewilligt

Rund 70 Personen waren der Einladung zur Bürgerversammlung gefolgt, um sich über den aktuellen Stand der Dorfentwicklung zu informieren. In 2005 habe man bereits in ersten Untersuchungen festgestellt, dass sich im ländlichen Raum strukturelle Probleme abzeichneten, wie Manfred Geis vom Amt 70 der Kreisverwaltung erläuterte. Es sei offensichtlich gewesen, so der Experte, dass in nahezu allen ländlichen Kommunen sich der Rückgang der Einwohnerzahlen in den nächsten Jahren noch beschleunigen werde. Jossgrunds Bürgermeister habe jedoch schon früh erkannt, dass Handlungsbedarf bestand. Mit Dorferneuerungsprojekten in den Ortsteilen Pfaffenhausen und Burgjoß habe man bereits gute Erfahrungen gemacht. „Jossgrund geht das gut an und ist eine Vorzeigekommune, was das bürgerschaftliche Engagement betrifft“, lobte Geis. „Das ist schon etwas Besonderes und nicht selbstverständlich“. Das habe auch dazu geführt, dass die Anerkennung für das aktuelle Dorfentwicklungsprogramm recht zügig erfolgen konnte. „Machen Sie weiter so!“, appellierte er an die Mitglieder der gegründeten Arbeitsgruppen, die sich mit verschiedenen Projekten befassen. Im Nachhinein habe sich die investierte Zeit gelohnt. Seine Mitarbeiterin Katja Naumann informierte die Anwesenden über private Förderprojekte. Die Fördergebiete in den einzelnen Dörfern seien ausgewiesen, um wieder Leben in die Ortskerne zu bringen. Von insgesamt 75 stattgefundenen Beratungen seien 23 Projekte bewilligt worden. Dass ein Drittel zur Bewilligung geführt habe, sei ein super Schnitt, freute sich die Fachfrau. Das Investitionsvolumen betrage 1,1 Millionen Euro. „Das entspricht einem Zuschuss in Höhe von 370.000 Euro“, rechnete Naumann vor und ermutigte die Bürger, weiterhin die kostenlosen Beratungen in Anspruch zu nehmen.

Anschließend stellten die drei Sprecher die Ergebnisse der jeweiligen Arbeitsgruppen vor. Das größte Projekt stellt der Umbau des ehemaligen Schwesternhauses in Oberndorf (heute Kindergarten) zum Familienzentrum dar. Baugenehmigung und Förderbescheide liegen vor, wie Gruppensprecher Markus Schreiber berichtete. Die erforderliche Brandschutztreppe ist mittlerweile installiert. Am 28. Oktober findet ein öffentlicher Termin im Bürgerhaus statt. Dort können Vertreter von Vereinen Ideen äußern, die das Familienzentrum durch möglichst viele Angebote mit Leben füllen. Im Zuge des Umbaus werden Wände entfernt und neue errichtet. Der Gruppenraum der Kita wird komplett renoviert und erhält einen Ausgang ins Freie. Darüber hinaus ist ein separater barrierefreier Zugang geplant. Der Schlafraum für die Kleinkinder wird ins Obergeschoss verlegt. Ein Teil der Etage bleibt für die Kinderbetreuung, der andre Teil erhält einen öffentlichen Zugang. Zudem soll die „Gute Stuwe“, die in der alten Fabrik eingerichtet worden ist, ins Schwesternhaus verlegt werden. Für den Boulderraum wird eine Decke entfernt, sodass die Raumhöhe fünf Meter beträgt. Ein weiterer Raum soll für externe Veranstaltungen hergerichtet werden, zum Beilspiel für Kurse, Beratungsgespräche oder Schülerhilfe. Die Ehrenamtsagentur der Gemeinde soll ebenfalls im Schwesternhaus untergebracht werden. Im Keller könnten kleine Musikgruppen sich einen Proberaum einrichten. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Deshalb könne man im Außenbereich nicht viel verändern, erklärte Schreiber. Der Umbau soll von April bis November 2017 erfolgen. In dieser Zeit werde die Kita in die alte Schule umziehen.

Markus Mühl erläuterte die Pläne für den „Dorftreff in Lettgenbrunn“. Dort soll eine Art Verbindungsbau, sozusagen als Multifunktionsraum zwischen Feuerwehrgerätehaus und Kindergarten entstehen. Das Flachdach soll als zweiter Fluchtweg zur Verfügung stehen.  Der neue Raum biete Platz für vielerlei Aktivitäten und zudem Vorteile, an die man vorher gar nicht gedacht habe. Derzeit warte man auf die Baugenehmigung. 

Auf dem „Franz-Korn-Platz“ in der Ortsmitte von Oberndorf sollen Spielmöglichkeiten für Kinder eingebaut werden, wie Gruppensprecher Matthias Bien mitteilte. Veranstaltungen sollen auf dem Areal weiterhin stattfinden. Die Infrastruktur soll für diesen Zweck erweitert werden. Ein Wegfall der vorhandenen Parkmöglichkeiten sehe die Arbeitsgruppe als großes Hindernis für die Akzeptanz des Platzumbaus. Darum habe man Alternativen geprüft. Abzuwarten sind noch Verhandlungen mit dem Bistum als Eigentümer des Areals um die Pfarrkirche. Als erste Verschönerungsmaßnahme soll das Geländer der Jossa in einer Mitmachaktion einen neuen Anstrich erhalten.

Die mit Abstand größte Gruppe „Freizeit und Tourismus“ lasse ihre Arbeit zurzeit ruhen, wie Bürgermeister Rainer Schreiber erklärte. Er bedankte sich für den bisherigen Einsatz und bezeichnete die Aktion mit den Spechten als absoluten Erfolg. Allerdings halte er es für sinnvoll, für dieses Gebiet externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Bevor die favorisierten Projekte in Angriff genommen werden, soll in 2017 die Sanierung der Fabrik erfolgen, so der Rathauschef. Inzwischen sei in allen vier Dorfgemeinschaftshäusern WLAN installiert. Ein weiterer Netzanschluss sei für das Feuerwehrhaus sowie den angrenzenden Spiel- und Sportplatz in Pfaffenhausen vorgesehen.

Manfred Geis betonte, dass die Dorfentwicklung keine Arbeit von zehn Jahren bedeute, sondern eine Daueraufgabe sein müsse. Trotz Zuzugs müsse man den Rückgang der Bevölkerungszahlen immer im Blick haben.

Text und Fotos von Birgit Sinsel

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